Freitag, 15. Juni 2007

Eine Kuh für die Schule

Die Lerato Pre-School in Mohale’s Hoek hat drei Klassen. In der Ersten sind neun Kinder im Alter von anderthalb bis drei Jahre. Zur zweiten Klasse gehören 22 Kinder im Alter von drei bis vier. Und die dritte Klasse hat 15 Kinder, die alle 5 Jahre alt sind. Die Kinder kommen morgens um 8 Uhr und werden um 12.30 Uhr wieder abgeholt. Dazwischen wird gelernt, gespielt und zweimal gegessen. Für manche Kinder sind das die einzigen Mahlzeiten am Tag.

Eltern, Großeltern oder Verwandte sollen einen monatlichen Schulbeitrag von 75 Rand (rund 9 Euro) leisten. Hinzu kommt die Schuluniform für 80 Rand. Viele können diese Beträge aber nur teilweise oder gar nicht aufbringen. Das Defizit wird aus den Patenschaften des Kindermissionswerks gedeckt. Zur Zeit unterrichten Schwester Antonia und Schwester Laurentina zusammen mit einer dritten Frau die Kinder. Diese zusätzliche Kraft erhält im Monat nur 400 Rand. Vom Staat angestellte Lehrer würden rund 750 Rand verdienen. Der Staat wiederum unterhält aber keine Pre-Schools um Kosten zu sparen. Jedoch haben nur die Kinder gute Chancen in der Schule, die zuvor in der Pre-School gewesen sind. Lesotho hat bislang kaum in die Bildung investiert. Für die meisten Berufsausbildungen müssen die Menschen nach Südafrika gehen. Die liebevolle Zuwendung, die Schulbildung und nicht zuletzt die zwei Mahlzeiten sind besonders für das Leben der Aidswaisen von entscheidender Bedeutung.

Schwester Antonia gibt im Jahr lediglich rund 15.000 Rand (ca. 2000 Euro) für Nahrungsmittel aus. Das ist nur möglich, weil die Schule einen großen eigenen Garten hat. Zum Frühstück gibt es außerdem angereichertes Porridge, das von der Regierung ausgegeben wird. Nun hat die Schule 200 Euro für zwei Ziegen bekommen. Ziegen sind aber eher teuer im Unterhalt und müssen öfters geimpft werden. Schwester Antonia möchte deshalb lieber eine Milchkuh haben. Die kostet zwar etwas mehr, ist aber dafür genau das, was die Schule braucht, weil sie viel mehr Milch gibt. Wir vereinbaren, dass sie bei der Anschaffung einer Kuh von uns unterstützt wird.

Sattelfest mit Hut
Wir fahren nach Holy Cross (Mekaling) zur Bernarda Pre-School, ungefähr eine Autostunde von Mohale's Hoek entfernt. Hier gehen 150 Kinder in einen Kindergarten mit nur zwei Gruppen.

Am Ortseingang werden wir von singenden Frauen und Reitern abgeholt. Für mich gibt es eine Lesotho-Decke und einen wenig kleidsamen Hut. Dann ziehen wir in einer langen Prozession durch den Ort und den Berg hinauf bis zur Schule.

Oben angekommen wird noch mehr gesungen und herzlichst begrüßt. Die Kinder tanzen und singen. Dann tanzen die Frauen. Ein Vater hält eine Ansprache. Es scheint der zu sein, der am besten Englisch spricht. In Lesotho sprechen die meisten Menschen besser Sesotho als Englisch. Dann habe ich endlich die Chance mich zu bedanken. Zum Schluss tanzen wieder die Frauen, diesmal im Schulgebäude hinter verschlossenen Türen. Die Männer müssen draußen bleiben, da es sich um einen ziemlich erotisch anmutenden Tanz handelt. Den krönenden Abschluss für das offizielle Programm bietet der innige Wunsch aller, mich auf einem Pferd zu sehen. Hier erinnert man sich noch gerne an die Aktion „Pferde bauen Brücken“ im Rahmen der WorldHorseParade in Aachen. Damals war die Aufregung riesig als das große weiße Pferd aus Kunststoff anreiste. Zum Glück bin ich einigermassen sattelfest.
Manchmal ist es geradezu beschämend wie herzlich und mit wieviel Aufwand man empfangen wird. Aber es ist auch schön zu sehen, wie sehr sich die Menschen freuen, dass man gekommen ist und dass sie einem danken können.

Kochen mit Gas oder Holz?
Um halb drei gibt’s endlich Mittagessen. Meine Mitreisenden sind schon fast verhungert. Anschließend besichtigen wir die Schule, die von 7.30 bis 14 Uhr geöffnet ist. Die Schulgebühr beträgt 80 Rand pro Monat, die entsprechende Uniform kostet nochmal 80 Rand. Schwester Constantia und die andere Erzieherin tun ihr Bestes, aber langfristig muss eine dritte Gruppe geschaffen und eine dritte Kraft eingestellt werden. Baulich ist das bereits geschehen, der Raum ist da, aber auch hier stellt sich das Gehaltsproblem. 600 Rand monatlich sind aufzubringen.

Ein großes Problem ist das Kochen für die vielen Kinder. Schwester Constantia klagt über die hohen Gaskosten und den damit verbundenen Transport der Flaschen. Eine Flasche kostet 250 Rand und hält zwei Wochen. Sie würde lieber mit Feuerholz arbeiten, müsste aber dafür draußen eine Kochhütte errichten. Ich erkläre ihr, warum Holz die denkbar schlechteste Methode ist. Der Zusammenhang zwischen Abholzung und Bodenerosion war ihr vorher nicht klar. Das Bewusstsein für Umweltschutz ist in Lesotho nicht sonderlich weit entwickelt. Wir werden versuchen, die Kosten für das Gas über die Kinderpatenschaften aufzubringen und dafür weitere Spender zu gewinnen. Klettergerät, Schaukeln und einige Einrichtungsgegenstände werden auch benötigt.

Morgen werde ich erstmal meine Berichte schreiben, ein bisschen durch die Gegend streifen und vor allem mein Gepäckproblem lösen. Das wird nämlich langsam zu groß und zu schwer. Am Sonntag geht's dann weiter nach Queenstown, dem südlichsten Punkt der Reise.