Donnerstag, 22. Januar 2009

Neuer Blog

Dieser Reisebericht ist nun auch auf blog.sternsinger.de zu finden.

Donnerstag, 28. Juni 2007

Dear partners and friends,

the day has come and I'm leaving this country.
I'd like to thank all of you for assisting, cooperating and helping to make this journey a successful one.

Thanks to all who made me feel at bit at home and made me (at least a bit) understand the situation in your country.
Due to you I travelled safely and learned a lot.

A special thank should go to all of you for your hospitality, but on this occasion I'd like to mention Sr. Dagmar and her team at the Tre Fontane Guest House in Marianhill. Although you're facing your general chapter you've made it possible to host me for my last days in South Africa.

Last but not least I'd like to thank my husband Martin, who took care of our children meanwhile I could travel without worrying about them.

Siyabonga!

Mittwoch, 27. Juni 2007

Rechner defekt und Stromausfall

In Lesotho ist letzte Nacht Schnee gefallen und ich hab's verpasst. Dafür hat es hier letzte Nacht schwer geschüttet. Ich habe die Schwestern aus dem Congo getroffen und war gestern in Sydenham. Hier ist der Bericht: Ein Zuhause für traumatisierte Kinder. Jetzt fällt immer mal wieder der Strom aus und der Rechner hat hat den Geist aufgegeben. Höchste Zeit, dass ich zurück komme. Heute habe ich noch drei Termine und dann packe ich meine Massen von Koffern und Taschen und morgen geht's nach Hause.

Dienstag, 26. Juni 2007

Ein Zuhause für traumatisierte Kinder

Heute fahre ich nach Sydenham, einem der „coloured areas“ der Stadt in Zeiten der Apartheid. In dieser Zeit musste das Projekt, ein Kinderheim für farbige Kinder, geleitet von Augustinerinnen, dorthin umziehen, nach dem der ursprüngliche Standort in ein „white area“ verwandelt wurde.

Das St. Philomena’s Community Care Centre arbeitet für die Reintegration von HIV-positiven und von HIV/Aids betroffenen Kindern in ihre eigenen Grossfamilien oder in Pflegefamilien. Wir unterstützen das Projekt im Rahmen des KinderAidsFonds.

Hinzu kommt, dass im Rahmen der angestrebten Selbständigkeit ein Conference Centre mit Übernachtungsmöglichkeiten entstanden ist, das erfreulich viel Gewinn einbringt. Die Computerkurse mit anerkanntem Diplom hingegen werden zwar rege von den Kindern im Projekt und von Jugendlichen und Erwachsenen von ausserhalb besucht, werfen aber keinen Gewinn ab.

Zur Zeit werden 39 Kinder in residential care, sprich im St. Philomena’s Home, und 29 in Community Care betreut. Kinder in Community Care bedeutet, die Kinder haben das Heim bereits in eine zukünftige Pflegefamilie verlassen, aber die offizielle, formale Übernahme der Pflege ist noch nicht vollzogen. Aufgrund der geringen Zahl an Sozialarbeitern in diesem Bereich hinkt der Staat extrem hinterher und manche Kinder müssen bis zu zwei Jahre darauf warten, dass sie offiziell ihrer Pflegefamilie zuerkannt werden. Während dieser Übergangszeit unterstützt das Projekt die Familien auch finanziell mit 420 Rand pro Monat.

Im Gegensatz zu den meisten anderen Projekten hat St. Philomena’s sogar eine Warteliste für Pflegefamilien, das liegt wohl auch daran, dass in den Gemeinden intensiv für das Konzept der Pflegefamilie geworben wird und Begleitung bei der Aufnahme eines Kindes anbietet.

Das Home ist als eine Art Übergangslösung gedacht. Die Kinder sind in kleinen Wohngruppen von sechs bis acht Kindern untergebracht. Das Heim darf offiziell 88 Kinder aufnehmen, allerdings ist die Zahl inzwischen auf 38 verringert worden, da die Gruppen einfach zu gross waren. In der Regel werden die Kinder von Sozialarbeitern gebracht und bleiben dann so lange, bis sie wieder psychisch und physisch stabil sind und sich eine Familie gefunden hat, bei der sie bleiben können. Die Familien werden entsprechend geschult und erhalten eine angemessene Begleitung und Betreuung, damit sie den zum Teil schwer traumatisierten Kindern ein gutes Zuhause bieten können.

Für die Kinder in residential care erhält das Projekt 1.600 Rand pro Kind pro Monat, die tatsächlichen Kosten sind aber mindestens doppelt so hoch. Ein Teil der Mehrkosten wird durch ein kleines Patenschaftsprogramm gedeckt. Den größten Teil machen allerdings die Personalkosten aus, die nur durch weitere Spenden aufgebracht werden können.
Neben der täglichen Sorge um das Geld ist für Patrick Voster die größte Herausforderung die Arbeit mit den Kindern. Früher, sagt er, seien Kinder gekommen, die vernachlässigt, ausgesetzt oder Waisen gewesen wären. In den vergangenen fünf Jahren habe sich das Bild aber deutlich gewandelt. Inzwischen machen die Mädchen und Jungen bereits in frühster Kindheit so viele traumatische Erfahrungen, dass er sich immer wieder wundert, wie sie das überleben. Die meisten der Kinder, die nach St. Philomena’s kommen, wurden misshandelt, vergewaltigt, vernachlässigt und haben einen oder beide Elternteile durch Aids verloren. Viele von ihnen sind selber HIV-positiv.

Kinder die eine zeitlang ohne Erwachsene leben mussten und die so selber zum Haushaltvorstand geworden sind, haben es besonders schwer, sich wieder in eine intakte Familienstruktur einzugliedern. Gelingt diese Eingleiderung nicht, können sie auch bis zum Ende ihrer Ausbildung im St. Philomena’s bleiben. Ausserdem hat es sich bewährt, diese Kinder erst im Rahmen der Wiedereingliederung auch therapeutisch zu behandeln.
Ein weiteres großes Problem ist, dass vor allem die Jungen keine Vaterfigur in ihren eigenen zerrütteten Familien erleben. Das macht die eigene Entwicklung und Orientierung noch schwieriger.

Montag, 25. Juni 2007

Ein Tag in Jabulani

Letzte Nacht habe ich zum ersten Mal mit einer dünnen Decke schlafen können.
Es ist wunderbar warm und trotz der Trockenheit ist die Vegetation tropisch grün. Außerdem gibt es Bananen, Avocados, Mangos und viele andere Früchte.

Heute Morgen hat mich Schwester Marco Gneis (CPS) abgeholt. Vorbei an den geschlossenen Primar- und Sekundarschulen, vorbei an den streikenden und den Streik kontrollierenden Gewerkschaftern und der großen Kathedrale von Marianhill fahren wir zum Jabulani Self Help Centre.

Dem Centre sieht man an, wie es sich über die Jahre entwickelt hat und gewachsen ist. Zunächst stand hier nur ein Gebäude, dann wurde an und immer wieder umgebaut und umgeräumt, alles aus eigener Kraft, mit den Menschen vor Ort und schließlich auch unter deren eigener Regie.

Schwester Marco und ihr Counterpart Ali beratschlagen immer gemeinsam. Finale Entscheidungen werden durch das Board getroffen und getragen.
Schwester Marco ist es ganz wichtig, nur im Hintergrund zu stehen. Sie hält den hier arbeitenden Frauen, den Kinder und großen Jungen, die auf dem Gelände in beeindruckender Form eine Wohngemeinschaft gebildet haben, wo es nur geht den Rücken frei. Frauen und Kinder kommen jeden Morgen. Wenn die Schulen geöffnet sind, kommen die Größeren erst mittags und bleiben dann bis nachmittags. Die großen Jungen gehen entweder noch in die Sekundarschule, machen eine Ausbildung oder suchen Arbeit. Aus den verschiedensten Gründen können sie nicht mehr zu Hause wohnen. Für die meisten ist Zuhause, das Haus der Großmutter oder anderer Verwandte, da die Eltern an Aids gestorben sind. In anderen Fällen ist die Situation daheim oft nicht mehr tragbar. Die Mütter trinken, Männer gehen ein und aus, die eigenen Kinder erden vernachlässigt. Die Jungen selbst bitten dann oft darum, in Jabulani aufgenommen zu werden. Sie versorgen sich weitgehend selbständig und achten aufeinander.

Die Frauen, Mütter, Großmütter und Tanten im weitesten Sinne, werden vom Projekt unterstützt, indem sie unterstützt werden, selbst aktiv zu werden. In verschiedenen Bereichen (Kerzengießerei, Schneiderei, Perlenschmuck, Bäckerei) können sie ganz nach Neigung und Fähigkeit mitarbeiten und so ihren Lebensunterhalt selbst verdienen. Es gibt grundsätzlich keine Almosen, sondern praktische und zukunftsorientierte Hilfe zur Selbsthilfe.

Die Menschen kommen mit den unterschiedlichsten Bitten und Sorgen ins Zentrum: kein Geld für die Miete, kein Geld für die Schuluniform, nicht genügend zu essen, kein Busgeld, kein Geld für Reparaturen am Haus, kein Geld für eine Beerdigung. Die Liste wäre unendlich fortsetzbar. Für alle Anliegen gilt aber: erst Arbeit dann Unterstützung. Diesen Grundsatz verteidigen die Frauen auch untereinander und vor Neuankömmlingen.

„I have a big dream.“
Einer ihrer großen Träume, sagt Schwester Marco, ist, dass die Frauen mit ihrer Schneiderei unabhängig werden. Am meisten Sorgen macht ihr „the future of all these kids, what do we do with them?“ – die Zukunft all’ dieser Kinder, was machen wir nur mit denen? Bis zum Abschluß der Schule sind die Kinder versorgt, dafür hat Schwester Marco inzwischen gesorgt. Schwierig wird es danach. Viele sind handwerklich, praktisch veranlagt. Nur wenige erhalten eine akademische Ausbildung – auch aus Kostengründen. Gebraucht werden praktische Ausbildungsplätze. Es gibt eine recht gut eingerichtete Werkstatt. Die kann aber mangels einer Fachkraft nicht ausreichend genutzt werden. Schwester Marco wünscht sich für die Jungen jemanden, der ihnen eine entsprechende Ausbildung vermittelt. Sie denkt, je mehr der Jungen eine Ausbildung machen, um so mehr stehen später auf eigenen Füßen und haben nicht nur Mädchen im Kopf. Die Zahl jungen Mütter, oft nicht älter als 13-14 Jahre ist erschreckend hoch in Südafrika.

Die „Mutter“ des Projekt ist Gloria – micht nur für ihre eigenen Kinder, auch für die vier von ihr angenommenen Aidswaisen und für die Frauen und Kinder in Jabulani.
Sie hört zu, berät, macht Vorschläge. Von ihr erhalten viele Kinder die Liebe und das Verständnis, die sie daheim vermissen. Für viele ist Jabulani ihr Zuhause geworden.

„Wir leben in einem afrikanischen Dorf.“
Diese Aussage verband ich bisher nur mit einer visuellen Vorstellung. Inzwischen weiß ich, dass damit vor allem das Miteinander der Generationen und der recht zwanglose und doch sehr respektvolle Umgang gemeint sind.
Passend zur Teepause hat sich eine Horde kleiner Herren zwischen zwei und fünf Jahren für einen Snack ins Büro eingeladen. Die Türen hier sind nicht verschlossen und jeder kann reinkommen, etwas fragen oder eine Geschichte zum Besten geben. Die kleinen Jungs ziehen dann auch mit ihrer Beute – jeder bekommt einen Apfel und die anderen draußen dann auch gleich einen – weiter. Gegen Mittag kommen zwei von den großen Jungen. Einer macht gerade eine Ausbildung zum Koch. Das ist möglich, weil der Ausbilder die Hälfte der Kosten erlassen hat (statt 80.000 nur 40.000 Rand) und ein Spender für den Rest aufkommt. Der angehende Chefkoch war heute mit seinem Freund unterwegs, dem er bei der Stellensuche behilflich ist. Eine Frau kommt rein und deponiert die ARV’s für ein Kind.

Die meisten der hier arbeitenden Frauen sind HIV positiv, auch viele der Kinder sind infiziert. Durch das gesunde, regelmäßige Essen in Jabulani geht es ihnen deutlich besser als zu dem Zeitpunkt, als sie das erste Mal kamen. Um auch die Ernährung zu Hause sicherzustellen, werden nach Bedarf „food parcels“ an die Familien ausgegeben. Denn für eine erfolgreiche ARV-Therapie ist regelmäßige gesunde Nahrung von entscheidender Bedeutung.

Am Nachmittag packen die Frauen und die Kinder zusammen. Die Kinder werden noch einmal gewaschen, da das zu Hause oft nicht möglich ist. Dann machen sie sich auf einen zum Teil sehr weiten Heimweg. Manche nimmt Ali im „Bucki“, einem Pickup mit Verdeck, mit. Wir fahren in das angrenzende Township, damit ich einige der inzwischen gebauten Häuser sehen kann und eine Idee davon bekomme, wie die Menschen leben, die nach Jabulani kommen.