Donnerstag, 28. Juni 2007

Dear partners and friends,

the day has come and I'm leaving this country.
I'd like to thank all of you for assisting, cooperating and helping to make this journey a successful one.

Thanks to all who made me feel at bit at home and made me (at least a bit) understand the situation in your country.
Due to you I travelled safely and learned a lot.

A special thank should go to all of you for your hospitality, but on this occasion I'd like to mention Sr. Dagmar and her team at the Tre Fontane Guest House in Marianhill. Although you're facing your general chapter you've made it possible to host me for my last days in South Africa.

Last but not least I'd like to thank my husband Martin, who took care of our children meanwhile I could travel without worrying about them.

Siyabonga!

Mittwoch, 27. Juni 2007

Rechner defekt und Stromausfall

In Lesotho ist letzte Nacht Schnee gefallen und ich hab's verpasst. Dafür hat es hier letzte Nacht schwer geschüttet. Ich habe die Schwestern aus dem Congo getroffen und war gestern in Sydenham. Hier ist der Bericht: Ein Zuhause für traumatisierte Kinder. Jetzt fällt immer mal wieder der Strom aus und der Rechner hat hat den Geist aufgegeben. Höchste Zeit, dass ich zurück komme. Heute habe ich noch drei Termine und dann packe ich meine Massen von Koffern und Taschen und morgen geht's nach Hause.

Dienstag, 26. Juni 2007

Ein Zuhause für traumatisierte Kinder

Heute fahre ich nach Sydenham, einem der „coloured areas“ der Stadt in Zeiten der Apartheid. In dieser Zeit musste das Projekt, ein Kinderheim für farbige Kinder, geleitet von Augustinerinnen, dorthin umziehen, nach dem der ursprüngliche Standort in ein „white area“ verwandelt wurde.

Das St. Philomena’s Community Care Centre arbeitet für die Reintegration von HIV-positiven und von HIV/Aids betroffenen Kindern in ihre eigenen Grossfamilien oder in Pflegefamilien. Wir unterstützen das Projekt im Rahmen des KinderAidsFonds.

Hinzu kommt, dass im Rahmen der angestrebten Selbständigkeit ein Conference Centre mit Übernachtungsmöglichkeiten entstanden ist, das erfreulich viel Gewinn einbringt. Die Computerkurse mit anerkanntem Diplom hingegen werden zwar rege von den Kindern im Projekt und von Jugendlichen und Erwachsenen von ausserhalb besucht, werfen aber keinen Gewinn ab.

Zur Zeit werden 39 Kinder in residential care, sprich im St. Philomena’s Home, und 29 in Community Care betreut. Kinder in Community Care bedeutet, die Kinder haben das Heim bereits in eine zukünftige Pflegefamilie verlassen, aber die offizielle, formale Übernahme der Pflege ist noch nicht vollzogen. Aufgrund der geringen Zahl an Sozialarbeitern in diesem Bereich hinkt der Staat extrem hinterher und manche Kinder müssen bis zu zwei Jahre darauf warten, dass sie offiziell ihrer Pflegefamilie zuerkannt werden. Während dieser Übergangszeit unterstützt das Projekt die Familien auch finanziell mit 420 Rand pro Monat.

Im Gegensatz zu den meisten anderen Projekten hat St. Philomena’s sogar eine Warteliste für Pflegefamilien, das liegt wohl auch daran, dass in den Gemeinden intensiv für das Konzept der Pflegefamilie geworben wird und Begleitung bei der Aufnahme eines Kindes anbietet.

Das Home ist als eine Art Übergangslösung gedacht. Die Kinder sind in kleinen Wohngruppen von sechs bis acht Kindern untergebracht. Das Heim darf offiziell 88 Kinder aufnehmen, allerdings ist die Zahl inzwischen auf 38 verringert worden, da die Gruppen einfach zu gross waren. In der Regel werden die Kinder von Sozialarbeitern gebracht und bleiben dann so lange, bis sie wieder psychisch und physisch stabil sind und sich eine Familie gefunden hat, bei der sie bleiben können. Die Familien werden entsprechend geschult und erhalten eine angemessene Begleitung und Betreuung, damit sie den zum Teil schwer traumatisierten Kindern ein gutes Zuhause bieten können.

Für die Kinder in residential care erhält das Projekt 1.600 Rand pro Kind pro Monat, die tatsächlichen Kosten sind aber mindestens doppelt so hoch. Ein Teil der Mehrkosten wird durch ein kleines Patenschaftsprogramm gedeckt. Den größten Teil machen allerdings die Personalkosten aus, die nur durch weitere Spenden aufgebracht werden können.
Neben der täglichen Sorge um das Geld ist für Patrick Voster die größte Herausforderung die Arbeit mit den Kindern. Früher, sagt er, seien Kinder gekommen, die vernachlässigt, ausgesetzt oder Waisen gewesen wären. In den vergangenen fünf Jahren habe sich das Bild aber deutlich gewandelt. Inzwischen machen die Mädchen und Jungen bereits in frühster Kindheit so viele traumatische Erfahrungen, dass er sich immer wieder wundert, wie sie das überleben. Die meisten der Kinder, die nach St. Philomena’s kommen, wurden misshandelt, vergewaltigt, vernachlässigt und haben einen oder beide Elternteile durch Aids verloren. Viele von ihnen sind selber HIV-positiv.

Kinder die eine zeitlang ohne Erwachsene leben mussten und die so selber zum Haushaltvorstand geworden sind, haben es besonders schwer, sich wieder in eine intakte Familienstruktur einzugliedern. Gelingt diese Eingleiderung nicht, können sie auch bis zum Ende ihrer Ausbildung im St. Philomena’s bleiben. Ausserdem hat es sich bewährt, diese Kinder erst im Rahmen der Wiedereingliederung auch therapeutisch zu behandeln.
Ein weiteres großes Problem ist, dass vor allem die Jungen keine Vaterfigur in ihren eigenen zerrütteten Familien erleben. Das macht die eigene Entwicklung und Orientierung noch schwieriger.

Montag, 25. Juni 2007

Ein Tag in Jabulani

Letzte Nacht habe ich zum ersten Mal mit einer dünnen Decke schlafen können.
Es ist wunderbar warm und trotz der Trockenheit ist die Vegetation tropisch grün. Außerdem gibt es Bananen, Avocados, Mangos und viele andere Früchte.

Heute Morgen hat mich Schwester Marco Gneis (CPS) abgeholt. Vorbei an den geschlossenen Primar- und Sekundarschulen, vorbei an den streikenden und den Streik kontrollierenden Gewerkschaftern und der großen Kathedrale von Marianhill fahren wir zum Jabulani Self Help Centre.

Dem Centre sieht man an, wie es sich über die Jahre entwickelt hat und gewachsen ist. Zunächst stand hier nur ein Gebäude, dann wurde an und immer wieder umgebaut und umgeräumt, alles aus eigener Kraft, mit den Menschen vor Ort und schließlich auch unter deren eigener Regie.

Schwester Marco und ihr Counterpart Ali beratschlagen immer gemeinsam. Finale Entscheidungen werden durch das Board getroffen und getragen.
Schwester Marco ist es ganz wichtig, nur im Hintergrund zu stehen. Sie hält den hier arbeitenden Frauen, den Kinder und großen Jungen, die auf dem Gelände in beeindruckender Form eine Wohngemeinschaft gebildet haben, wo es nur geht den Rücken frei. Frauen und Kinder kommen jeden Morgen. Wenn die Schulen geöffnet sind, kommen die Größeren erst mittags und bleiben dann bis nachmittags. Die großen Jungen gehen entweder noch in die Sekundarschule, machen eine Ausbildung oder suchen Arbeit. Aus den verschiedensten Gründen können sie nicht mehr zu Hause wohnen. Für die meisten ist Zuhause, das Haus der Großmutter oder anderer Verwandte, da die Eltern an Aids gestorben sind. In anderen Fällen ist die Situation daheim oft nicht mehr tragbar. Die Mütter trinken, Männer gehen ein und aus, die eigenen Kinder erden vernachlässigt. Die Jungen selbst bitten dann oft darum, in Jabulani aufgenommen zu werden. Sie versorgen sich weitgehend selbständig und achten aufeinander.

Die Frauen, Mütter, Großmütter und Tanten im weitesten Sinne, werden vom Projekt unterstützt, indem sie unterstützt werden, selbst aktiv zu werden. In verschiedenen Bereichen (Kerzengießerei, Schneiderei, Perlenschmuck, Bäckerei) können sie ganz nach Neigung und Fähigkeit mitarbeiten und so ihren Lebensunterhalt selbst verdienen. Es gibt grundsätzlich keine Almosen, sondern praktische und zukunftsorientierte Hilfe zur Selbsthilfe.

Die Menschen kommen mit den unterschiedlichsten Bitten und Sorgen ins Zentrum: kein Geld für die Miete, kein Geld für die Schuluniform, nicht genügend zu essen, kein Busgeld, kein Geld für Reparaturen am Haus, kein Geld für eine Beerdigung. Die Liste wäre unendlich fortsetzbar. Für alle Anliegen gilt aber: erst Arbeit dann Unterstützung. Diesen Grundsatz verteidigen die Frauen auch untereinander und vor Neuankömmlingen.

„I have a big dream.“
Einer ihrer großen Träume, sagt Schwester Marco, ist, dass die Frauen mit ihrer Schneiderei unabhängig werden. Am meisten Sorgen macht ihr „the future of all these kids, what do we do with them?“ – die Zukunft all’ dieser Kinder, was machen wir nur mit denen? Bis zum Abschluß der Schule sind die Kinder versorgt, dafür hat Schwester Marco inzwischen gesorgt. Schwierig wird es danach. Viele sind handwerklich, praktisch veranlagt. Nur wenige erhalten eine akademische Ausbildung – auch aus Kostengründen. Gebraucht werden praktische Ausbildungsplätze. Es gibt eine recht gut eingerichtete Werkstatt. Die kann aber mangels einer Fachkraft nicht ausreichend genutzt werden. Schwester Marco wünscht sich für die Jungen jemanden, der ihnen eine entsprechende Ausbildung vermittelt. Sie denkt, je mehr der Jungen eine Ausbildung machen, um so mehr stehen später auf eigenen Füßen und haben nicht nur Mädchen im Kopf. Die Zahl jungen Mütter, oft nicht älter als 13-14 Jahre ist erschreckend hoch in Südafrika.

Die „Mutter“ des Projekt ist Gloria – micht nur für ihre eigenen Kinder, auch für die vier von ihr angenommenen Aidswaisen und für die Frauen und Kinder in Jabulani.
Sie hört zu, berät, macht Vorschläge. Von ihr erhalten viele Kinder die Liebe und das Verständnis, die sie daheim vermissen. Für viele ist Jabulani ihr Zuhause geworden.

„Wir leben in einem afrikanischen Dorf.“
Diese Aussage verband ich bisher nur mit einer visuellen Vorstellung. Inzwischen weiß ich, dass damit vor allem das Miteinander der Generationen und der recht zwanglose und doch sehr respektvolle Umgang gemeint sind.
Passend zur Teepause hat sich eine Horde kleiner Herren zwischen zwei und fünf Jahren für einen Snack ins Büro eingeladen. Die Türen hier sind nicht verschlossen und jeder kann reinkommen, etwas fragen oder eine Geschichte zum Besten geben. Die kleinen Jungs ziehen dann auch mit ihrer Beute – jeder bekommt einen Apfel und die anderen draußen dann auch gleich einen – weiter. Gegen Mittag kommen zwei von den großen Jungen. Einer macht gerade eine Ausbildung zum Koch. Das ist möglich, weil der Ausbilder die Hälfte der Kosten erlassen hat (statt 80.000 nur 40.000 Rand) und ein Spender für den Rest aufkommt. Der angehende Chefkoch war heute mit seinem Freund unterwegs, dem er bei der Stellensuche behilflich ist. Eine Frau kommt rein und deponiert die ARV’s für ein Kind.

Die meisten der hier arbeitenden Frauen sind HIV positiv, auch viele der Kinder sind infiziert. Durch das gesunde, regelmäßige Essen in Jabulani geht es ihnen deutlich besser als zu dem Zeitpunkt, als sie das erste Mal kamen. Um auch die Ernährung zu Hause sicherzustellen, werden nach Bedarf „food parcels“ an die Familien ausgegeben. Denn für eine erfolgreiche ARV-Therapie ist regelmäßige gesunde Nahrung von entscheidender Bedeutung.

Am Nachmittag packen die Frauen und die Kinder zusammen. Die Kinder werden noch einmal gewaschen, da das zu Hause oft nicht möglich ist. Dann machen sie sich auf einen zum Teil sehr weiten Heimweg. Manche nimmt Ali im „Bucki“, einem Pickup mit Verdeck, mit. Wir fahren in das angrenzende Township, damit ich einige der inzwischen gebauten Häuser sehen kann und eine Idee davon bekomme, wie die Menschen leben, die nach Jabulani kommen.

Sonntag, 24. Juni 2007

Marianhill und der Indische Ozean

Heute geht es weiter nach Marianhill. Außer mir müssen drei Schwestern in diese Richtung nach Durban. Zwei der Schwestern haben einen Termin in einem der größten Krankenhäuser, das zum Glück in einigen Abteilungen trotz des Streiks arbeitet. Eine andere Schwester hat einen Termin bei der Provinzoberin. Und Schwester Maria Georg ist so freundlich uns zu bringen, da der Fahrer zu einer Beerdigung musste.

Wir fahren, über die sanften Hügel von Eastern Cape und immer wieder wird mir versichert, dass es im Sommer wunderschön sei. Im Moment ist alles gelblich braun vertrocknet oder schwarz und abgebrannt. Da ist er wieder, der alte Aberglaube von Abbrennen, weil es dann besser frisch nachwachsen würde! Aber an die Bodenerosion und deren Folgen denkt keiner!

Als wir die Grenze zu KwaZulu Natal überschreiten, ändert sich das Bild. Zuckerrohrfelder soweit das Auge reicht und je näher wir der Küste kommen, um so tropischer wird es. Meinetwegen machen wir sogar einen Abstecher ans Meer. Endlich dürfen meine sonst meist frierenden Füße aus Socken und Schuhen und in den Indischen Ozean. Für mich, die ich lange in Mombasa gelebt habe, ist das fast wie nach Hause kommen. Allerdings ist Sonntag, und die Strände an der South Coast sind recht überlaufen mit Grillern, Surfern und jede Menge großen Ausflugsgruppen.

Dann geht es weiter an Durban vorbei ins Hinterland nach Marianhill. Aus der einst kleinen Trappistenabtei ist inzwischen ein riesiger Komplex geworden. Günstigerweise mit einem von CPS Schwestern geführten Gästehaus. Ich bekomme ein Zimmer mit Balkon und Blick auf den Park. Und das Beste ist, hier kann ich bis zum Ende meines Aufenthaltes bleiben und muss nicht noch einmal die Unterkunft wechseln!!!

Am Freitag wird hier das Generalkapitel der Schwestern beginnen. So kann ich in den nächsten Tagen noch, die ein oder andere Schwester aus Kenya, dem Kongo und anderen Ländern treffen, um ein paar Dinge zu besprechen.

Samstag, 23. Juni 2007

Zwei außergewöhnliche Schwestern

Heute morgen darf ich wieder eine Autofahrt machen, die abenteuerlicher nicht sein könnte. Schwester Theodula ist 89 Jahre alt und hat nach ihrer Lehrtätigkeit angefangen Bücher für den Religions- und Kommuniosunterricht zu schreiben. Darüber hinaus fährt sie leidenschaftlich gerne Auto. Auf Drängen der Polizei haben die Schwestern ihr zwar den Führerschein abgenommen, weil sie eine Gefahr für die Allgemeinheit darstellt. Nun darf sie nur noch auf dem Gelände des Konvents fahren, nutzt dies aber weidlich aus. Die größten Schwierigkeiten hat sie mit Gas und Kupplung. Sie schenkt mir einige ihrer Bücher. Ich verspreche ihr im Gegenzug eine Kinderbibel und eine Jugendbibel zu schicken.

Ein Leben für die Sternsinger
Ich treffe Schwester Maria Georg, eine sehr lebendige und angenehme Erzählerin, die mir gerne ein bisschen über sich und ihr Leben erzählt. Bereits als junges Mädchen hat sie für die Sternsinger und das Kindermissionswerk gesammelt. Damals wohnte sie an der Grenze zur Schweiz. Mit der Sammelbüchse stand sie neben dem Zöllner, der bei der Abfertigung die Reisenden aufforderte: „Ihren Pass bitte. Und dann noch eine kleine Spende für meine kleine Freundin!“
„Und meine Dose war immer sooo voll!“, berichtet Schwester Maria George ein wenig stolz.

Bei den Schwestern ihres Ordens in Kanada wurde sie zur Physiotherapeutin für den Einsatz in Ikhwezi Lokusa ausgebildet. Doch weil sie anfänglich kein Visum für die damalige Transkei erhielt, blieb sie als Lehrerin in Marianhill, Durban, hängen. Erst jetzt ist sie als Provinzoberin endlich nach Ikhwezi Lokusa gekommen. Mitte August kommt sie nach Deutschland.

Vor meiner Unterkunft ist ein Wäldchen mit Eukalyptusbäumen. Jetzt wo es wärmer wird, riecht es ganz intensiv.

Morgen geht es weiter nach Marianhill, Jabulani. Das liegt mit dem Auto fünf bis sechs Stunden entfernt – nachdem sich die Nardini Sisters nicht mehr gemeldet haben, das vorletzte Projekt auf dieser Reise.
Vielleicht sehe ich den Indischen Ozean ja doch noch!

Freitag, 22. Juni 2007

Don't worry...

Heute morgen bin wieder zu den Palmen gegangen, in der seeligen Hoffnung auf ein bisschen blauen Ozean ... Nichts, nur Dunst!

Das äußere Bild der Missionstation ist etwas heruntergekommen. Ich erhalte eine Führung durch die gesamte Missionsstation, selbst in das Schlafzimmer des diensttuenden Priesters darf ich einen Blick werfen. Doch mein erster Eindruck bleibt. Dieser Ort hat besserer Zeiten erlebt. Die Landflucht hat hier besonders deutliche Spuren hinterlassen. Dabei haben die Menschen hier wenigstens ein bisschen zu essen – aus dem eigenen Garten. Allerdings muss man die Affen in Schach halten, die offensichtlich besonders gerne Mais fressen. Den Affen habe ich auch den nächtlichen Lärm auf dem Dach zugeschrieben, es sind aber wohl eher die Ratten.

Ein traditionsreiches Projekt
Ich fahre wieder an Libode vorbei nach Mthatha. Hier ist eines der ältesten Projekte des Kindermissionswerkes – die Ikhwezi Lokusa Special School.

Angefangen hat alles vor vielen Jahren in einem kleinen Farmhaus, in dem die Schwestern behinderte Kinder aus der Umgebung aufnahmen. Daraus wurde mit unserer Unterstützung eine große Schule für körperbehinderte Kinder mit einem Internat.

Inzwischen hat der Staat die Schule übernommen und aufgrund der wachsenden Probleme mit den Gewerkschaften haben die Schwestern nun beschlossen, das angegliederte Internat zu schließen. Zu groß ist das Risiko, Kinder in der Obhut von Menschen zu lassen, die sich ihrer Verantwortung nicht bewusst sind.

Als logische Weiterentwicklung der Schule ist 1972 das Rehabilitation Centre entstanden. Hier können die Kinder eine einjährige praktische Ausbildung machen, die die Schule vorzeitig abbrechen müssen, da sie dem Lernstoff nicht folgen können. Diese hätten sonst nach Beendigung der Schule keine Chance auf eine weitere Ausbildung. Natürlich werden auch Kinder von außerhalb aufgenommen, die dieses Schicksal teilen. Nähen, Kunsthandwerk, Lederverarbeitung und Töpferei sind die Ausbildungsmöglichkeiten im Rehabilitation Centre. Es gibt sogar eine eigene Homepage: www.ikrehab.co.za.

Schwester Gabriel schickt uns Bilder auf CD, da ihre E-Mail-Leitung sonst unter der Datenmenge zusammenbrechen würde. Ich kann keine guten Bilder machen, da freitags nachmittags nur noch aufgeräumt wird und die interessanten und aussagekräftigen Bildmotive fehlen.

Alle springen rechtzeitig beiseite
Heute Abend habe ich noch ein Erlebnis der besonderen Art, das ich wohl so schnell nicht vergessen werde. Ich steige zu Schwester Mary Paul ins Auto, um mit ihr zu dem von ihr selbst geleiteten Bethany Children Safe Centre zu fahren. Schwester Mary Paul ist pensionierte Lehrerin, schon lange im Ruhestand und brauchte dringend eine Aufgabe. Sie ist jedoch so klein und gebückt, dass sie weder übers Lenkrad noch über die Konsole gucken kann. „But don’t worry’ I know my way!“ Glücklicherweise springen alle beweglichen Hindernisse rechtzeitig beseite.

Das Bethany Children Safe Centre
Das Centre nimmt Findelkinder von 0 bis 6 Jahre auf, die von den Sozialarbeitern gebracht werden. Das soll keine dauerhafte Lösung für die Kinder sein, die Einrichtung ist lediglich ein Auffangzentrum. Viele Kinder werden in Pflegefamilien in der Umgebung vermittelt oder werden sogar richtig adoptiert. Nur wenige müssen später in ein anderes Heim. Den hohen Personalaufwand bewältigt Schwester Mary Paul vor allem auch mit Freiwilligen aus England, USA, Neuseeland, Deutschland, Schweiz und Oesterreich. Jedes Jahr kommt beispielsweise eine neue freiwillige Krankenschwester aus Neuseeland, der es dann auch erlaubt es, Medikamente auszugeben. So können viele Kinder auch mit dringend benötigten ARV versorgt werden.

Um 18 Uhr sind die ganz Kleinen schon in ihren Bettchen, während die etwas größeren noch auf’s Abendessen warten. Viele kleine Jonasse schwanken mir entgegen und lassen sich am Rock der Schwester durch die Gegend ziehen.

Heute Nacht wird es kalt. Der Wetterbericht spricht von vier Grad nachts, aber auch von 29 Grad mit strahlendem Sonnenschein am nächsten Tag. Zum Glück kommt erst am Montag die nächste Kaltfront. Da bin ich aber schon im wärmeren Durban.

Donnerstag, 21. Juni 2007

Grausamer Streik

Heute Morgen holt mich Schwester Madeleine Schaffhauser von den Ursuline Sisters ab. Sie ist die neue Verantwortliche für unser Patenschaftsprogramm Mount Nicolas in Libode.

In Cala ist noch alles gefroren, aber die Sonne steigt schon langsam über die Berge. Ich kann mich nur schlecht von den beiden Schwestern hier trennen, die mir in der kurzen Zeit, das nun leer stehende Kinderheim als auch das ISIBINDI-Projekt um so vieles näher gebracht haben.

Die Schule in Mount Niclas
Auf der zweieinhalbstündigen Fahrt nach Libode erzählt Schwester Madeleine sowohl von der Entwicklung der Mission in Port St. John’s und in Libode. Wir haben das Projekt in Port St. John’s über viele Jahre unterstützt, zuletzt war Schwester Callista Zeder verantwortlich. Aber nach dem Tod ihrer Mitschwester Kaspar konnte sie nicht als einzige Schwester alleine dort bleiben und kehrte in die Schweiz zurück. Sie hat sich jedoch rechtzeitig vor ihrem Weggang um eine Weiterführung des Programms bemüht. Schwester Madeleine wird die Kinder aus Port St. John mit unseren Geldern noch so lange unterstützen, bis diese ihre Ausbildung beendet haben und auf eigenen Füßen stehen. Dann sollen die Patenschaftsgelder Waisen in Libode helfen, die in Mount Nicolas in die Schule gehen. Die Schule wurde lange Jahre von den Schwestern geführt. Nun haben die Schwestern die Schule an den Staat vermietet. Das hat den Vorteil, dass der Staat für die Kosten der Schule mit neun Jahrgangsstufen aufkommen muss. Das ist bei rund 800 Kindern mit entsprechender Lehrerzahl sehr viel Geld, das die Schwestern nun nicht mehr aufbringen müssen. Die Schule hat ein Board, bestehend aus Eltern, Lehrern und Schwestern. Diese entscheiden gemeinsam über die Entwicklung der Schule. Neben den Lehrerplanstellen, kann das Board zusätzliche Lehrer einstellen, die dann aus einem gesonderten Fonds bezahlt werden.

Streikbrecher werden verprügelt, angeschossen, erhängt
Das angrenzende Hostel liegt in der Hand der Schwestern. Verglichen mit rein staatlichen Schulen ein kleines Paradieses. Zur Zeit ist aber auch dieses ohne Schüler. Die landesweiten Streiks dauern an. Die Schule liegt nahe an der Straße, und es würde sofort auffallen, wenn der Unterricht mit ein paar Lehrern fortgeführt würde. Streikbrecher werden im Moment aus den Klassenraeumen, Krankenstationen und Büros herausgezerrt, beleidigt, verprügelt, angeschossen, erhängt. Die Schüler, die an diesem Unterricht teilnehmen, trifft dasselbe Schicksal.

Schotterpiste nach Cwele
Am Nachmittag fahre ich weiter nach Cwele. Cwele Mission ist nur über eine Schotterpiste zu erreichen und etwa eine Stunde von Libode entfernt. Uns begegnen immer wieder Menschen mit langen Grasbündeln auf dem Kopf. Dieses Gras benutzten die Xsosa um ihre Dächer zu decken. Die meisten Häuser haben weder Strom, noch sind sie an die staatliche Wasserversorgung angeschlossen. Viele junge Frauen mit Wassereimern sind unterwegs.

Mir fällt auf, dass ich viel zu wenige Bilder mache. Aber manchmal müssen einfach nur noch meine Augen reisen und sich ein bisschen von dem erholen, was ich jeden Tag in den Hütten, Heimen und auf der Straße erlebe. Häufig fehlt mir der emotionale Abstand, den ich früher ohne eigene Kinder hatte.

Brennende Felder
Schwester Rosemarie hat mir in Cala versprochen, dass in Cwele drei hohe Palmen stehen und ich von dort das Meer sehen kann. Leider kommt der Wind aus dem Landesinneren und scheint die Rauchschwaden der abbrennenden Felder, über den ganzen Himmel zu verteilen. Die Menschen brennen riesige Flächen ab. Das nachwachsende Gras sei viel besser für die Tiere, sagen sie. Der Begriff „soil erosion“ und die damit verbundenen Probleme für die Umwelt und ihr eigenes Leben, haben die Menschen auch hier noch nicht erkannt.

Hintergründe des Streiks
Dafür ist es warm und riecht nach Indischem Ozean. Alles ist ein wenig klamm und die Gebäude zeigen die typischen Verfallserscheinungen, die in diesem Klima bereits nach einem Jahr auftreten.
Auf dem Gelände der Mission liegt auch die grosse Schule, die von rund 900 Kindern besucht wird. Das Konzept ist das gleiche wie in Libode. Allerdings haben sowohl Missionsstation als auch Schule schon bessere Tage gesehen. Selbst hier auf dem Land wird gestreikt. Ich treffe noch ein paar Kinder, die gerade von ihren Eltern abgeholt werden.
Offizieller wäre am 29. Juni Schulschluss. Aber nun harren die im Internat untergebrachten Kinder bereits seit drei Wochen ausgeharrt und es hat sich nichts getan. Die anfängliche Hoffnung auf eine schelle Einigung hat sich in Nichts aufgelöst. Inzwischen ist die Regierung der Forderung der Streikenden auf 8% entgegengekommen. Die beharren aber weiterhin auf 12,5 % mehr Lohn und würden höchstens bis 10% runtergehen. Auch die Androhung „no work , no pay“ hat hier bisher niemanden wirklich bewegt. Dahinter steckt aber wohl mehr als nur der Wunsch nach einer Gehaltserhöhung, die es allerdings in den letzten 12 Jahren auch nicht wirklich gegeben hat.

Zur Zeit wird um die Führung des ANC gestritten. Der ernsthafteste Rivale von Mbeki ist Zuma. Er ist Zulu und hat somit grosse Teile der Bevölkerung hinter sich. Sein gesamtes Bestreben geht dahin, die Regierung Mbeki moeglichst schlecht dastehen zu lassen. Warum Mbeki diesem Treiben allerdings – zumindest nach außen hin – so tatenlos zusieht, kann sich niemand erklären.
Zwar schickt er bewaffnete Soldaten in Uniform in die Krankenhäuser, aber nicht um die Streikenden zurück zur Arbeit zu bringen, sondern lediglich um größeren Ausschreitungen vorzubeugen.

Es sind wieder fünf Kinder gestorben. In Mt. Flechter hat man sich im Krankenhaus geweigert sie aufzunehmen. Die Grausamkeit dieses Streiks scheint keine Grenzen mehr zu kennen.

Zum ersten Mal friere ich abends nicht mehr.

Das leer stehende Kinderheim

Eines geht mir nicht aus dem Kopf – das leer stehende Kinderheim in Cala.
Die Schwestern versuchen seit längerem das Gebäude und das angrenzende Land an die Stadtverwaltung zu verkaufen. Diese will aber den Preis immer weiter drücken. Die Schwestern sind schon deutlich runter gegangen, aber einen bestimmten Mindestpreis braucht sie schon.

Eigentlich ist es aber viel zu schade, dieses große, gut erhaltene Gebäude an die Stadt abzugeben. Es würde nicht mehr instand gehalten, die künftige Nutzung ist mehr als unklar, jedenfalls würden die Schwestern im direkt angrenzenden Konvent so manches zu erleiden haben.

Meine Vision
In Cala und Umgebung gibt es keinerlei praktische Ausbildungsmöglichkeiten. Daher ist es auch beinahe unmöglich, einen Schreiner, Elektriker oder Klempner zu finden, der sein Handwerk versteht. Dafür gibt es umso mehr Jugendlich, die nach beendeter oder abgebrochener Schullaufbahn rumhängen und nichts tun. Ein Teil der Jugendlichen soll langfristig im Rahmen des ISIBINDI-Programms in einkommensschaffenden Maßnahmen untergebracht werden. Doch dafür werden nicht genug Gelder für einen ausreichend langen Zeitraum zur Verfügung gestellt, so dass Schwester Raphaela sich mit Recht nicht so richtig dran traut.

Ich könnte mir eine Berufsschule (technical training centre) im weiteren Sinne dort gut vorstellen. Vielleicht könnten die Salesianer, die auf diesem Gebiet weitreichende Erfahrungen haben, aber in Südafrika bisher nur vereinzelt vertreten sind, dort aktiv werden. Ich werde nach meiner Rückkehr mit ihnen Kontakt aufnehmen. Und Schwester Raphaela hält uns über die Verhandlungen mit der Stadtverwaltung auf dem Laufenden.

Mittwoch, 20. Juni 2007

Kurz aus Cala

Wie gut, dass die Sonne wieder scheint, der Raureif langsam verschwindet und meine Wäsche in die Sonne kann. Hätte ich nicht diesen wundervollen Warmwasserhahn im Zimmer, würde ich wie alle anderen meine Wäsche wohl auch kaum vor Mittag raushängen können. Heute abend wir sie nach Sonne und Wind riechen.
Die Geschichte über meine Erlebnisse am heutigen Tag werde ich an anderer Stelle erzählen. Nach langen Kämpfen mit dem Computer wird jetzt der Rucksack gepackt.

Morgen früh kommt Schwester Schaffhauser aus Libode mich abholen, dann geht es am Nachittag weiter nach Cwele. Dort gibt es drei Palmen auf einer Anhöhe und sie versprach mir, von dort könne ich morgen abend das Meer sehen. Na, wahrscheinlich werd' ich's eher hören, denn es wird dunkel sein.

Dienstag, 19. Juni 2007

Viel Elend in Isibindi

Mrs Nel ist auch heute nicht da. Dafür haben die Leute aus dem Development Office heute die Telefonrechnung bezahlt und ich darf schnell meine Emails lesen und abschicken. Für heute hat der Bischof ein großes Priestermeeting einberufen, und ich treffe viele ältere deutsche Priester die seit vielen Jahren in der Mission leben. „Ach ja, die Sternsinger ...“ Die meisten von ihnen haben wohl schon einmal von uns Geld bekommen.

Um 10 Uhr kommt Schwester Raphaela (Sisters of the Holy Cross) mich abholen. Die Freude ist groß, haben wir doch in den letzten Jahren immer mal wieder miteinander telefoniert und viele Emails hin- und hergeschickt.

Bis Cala brauchen wir ungefähr eine Stunde. Die kleine Stadt am Fuße der Berge macht einen sehr beschaulichen Eindruck, doch auch hier weit und breit die kleinen zusammen gezimmerten Hütten, zwischen RDP-Häusern (neueren und älteren Stils), manche wurden nie fertiggestellt. Oft haben die Bauunternehmer nur die Hälfte ihres Auftrags erledigt und sind dann mit dem Geld verschwunden. Die Menschen, die schon sehr lange auf ein Haus warten, sind die Leidtragenden.

Das Projekt in Cala ist in de 80er Jahren als Kinderheim für schwarze Kinder gegründet worden. Ende 2004 musste es aus verschiedenen Gründen geschlossen werden.
Die Schwestern wurden immer älter, während die Anforderungen an sie immer größer wurden. Junger Nachwuchs bei den Schwestern war nicht in Sicht. Und der Staat drängte massiv, viele von HIV/Aids betroffene Kinder in ihrer Großfamilie bzw. in Pflegefamilien unterzubringen, anstatt nur wenige Priviligierte in guten Waisenhäusern zu versorgen.

Die meisten Kinder konnten mit Hilfe von Child Care Workers in ihren eigenen Grossfamilien bzw. in Pflegefamilien untergebracht werden. Die wenigen übrigen Kinder wurden von anderen Kinderheimen aufgenommen.
Das gelingt allerdings nu, wenn die aufnehmenden Familien entsprechend gefördert werden. Gemeinsam mit den Child Care Workers werden die verschiedenen „grants“ für die Kinder beantragt, so dass eine finanzielle Basis da ist. Zum Teil ist es ein extrem mühseliger Prozess, bis alle Papiere beisammen sind und der „grant“ bewilligt ist. In der Zwischenzeit werden die Familien aus Spenden unterstützt, die von Schwester Raphaela verwaltet werden. Zusätzlich erhalten die Familien „food parcels“ - Nahrungspakete.

Inzwischen hat das Projekt unter dem Namen „ISIBINDI Creating Circles of Care – Project Cala“ im ganzen Land Anerkennung erfahren. In ISIBINDI erfahren HIV-Infizierte, Aidskranken und von HIV/Aids betroffenen Müttern und Kindern Beistand, werden versorgt und gepflegt. Waisen erhalten emotionalen, psychologischen, erzieherischen und geistlichen Beistand. Die 17 ausgebildeten Child Care Workers betreuen rund 230 Kinder in Familien und elternlosen Haushalten, den sogenannten „child headed households“.
Die Child Care Workers kommen aus dem direkten Umfeld der Kinder. Anfangs erhielten diese Freiwilligen nur eine kleine finanzielle Anerkennung. Inzwischen wird ihnen eine anerkannte Ausbildung ermöglicht und ein kleines Entgelt gezahlt. Die Kosten für die Ausbildung übernimmt die NACCW (National Association of Child Care Workers). Die Gehälter kommen aus wechselnden Fonds, was allerdings immer wieder ein gewisses Risiko in sich birgt. Schwester Raphaela sorgt jedoch zuverlässig dafür, dass alle Child Care Workers regelmässig ihr Gehalt bekommen. Es gibt einen Gemeinschaftsgarten, in dem jede Familie aus dem Projekt rund 20 qm Fläche bewirtschaften kann. Falls notwendig, werden durch das Projekt auch zusätzliche Kosten, beispielsweise für Schuluniformen übernommen.

Wir machen zwei Hausbesuche. Die erste besuchte Familie sitzt draußen in der Sonne. Großmutter, Mutter und drei Kinder. Der kleinste ist nur wenig älter als unser Jonas. Die Mutter der Kinder ist an Aids erkrankt. Sie ist sehr schwach und kann sich kaum noch um ihre Kinder kümmern, dies tut überwiegend die Großmutter. Die Sorge der Child Care Workerin Linda ist vor allem der Kleinste der Familie, er ist bisher nicht auf HIV getestet worden, weil er zu jung war. Die Großmutter soll aber unbedingt daran denken.

In der Familie herrscht eine so starke depressive Stimmung gegen die auch die Child Care Workerin kaum ankommt. Fünf Erwachsene und vier Kinder leben eng zusammen auf wenigen Quadratmetern. Die Mutter von zweien der Kinder habe ich zunächst für die Großmutter gehalten, so alt, schwach und gebrechlich war sie. Jedoch ist sie nicht älter als 40. Einer der Brüder der Frau lehnt apathisch an der Wand. Er wird auf Tuberkulose getestet, einen HIV-Test will er nicht machen lassen. Die Child Care Workerin erzählt, dass es oft die Männer sind, die jegliche Art von Veränderung und damit auch Verbesserung blockieren. Neben HIV/Aids sind Kindesmisshandlungen und Vergewaltigungen ein sehr großes Problem. Viele Mütter trauen sich kaum noch ihre Kinder alleine oder in der Obhut eines männlichen Verwandten oder Nachbarn zu lassen.

Zum Schluss besuchen wir den Safe Park. In dem Safe Park (abgesicherter Spiel- und Sportplatz), können die Kinder unter Aufsicht spielen, malen und basteln. Gleichzeitig bietet der Safe Park den Child Care Workers die Möglichkeit, mit den Kindern ins Gespräch zu kommen und Auffälligkeiten wahrzunehmen. Heute spielen und toben hier viele Kinder. Da die Schulen immer noch bestreikt werden, ist es für die Kinde noch wichtiger als sonst, sich hier treffen und austoben zu können.

Es ist fünf Uhr nachmittags und die Sonne wirft lange Schatten. Der Wind wird kälter und erinnert uns daran, dass hier Winter ist. In einer Stunde wird es dunkel sein und eisig kalt. In den Wellblechhütten versuchen die Menschen mit kleinen Parafinöfen ein wenig Wärme zu schaffen.
Ich hingegen habe nicht nur ein gemütliches Zimmer im Schwesternkonvent am Rande von Ndondo Square, einem Stadteil für die arme Bevölkerung Calas, sondern auch eine Wärmflasche für meine kalten Füße, denn selbst dieses massive Gebäude wird nachts ganz schön kalt.

Auf meinen Reisen durch Afrika habe ich schon viel Elend gesehen und bin sicher einiges gewöhnt. Aber nach dem heutigen Nachmittag stehen selbst mir die Tränen in den Augen.

Montag, 18. Juni 2007

Schwester Ancillas Klinik

Mrs Nel, meine Ansprechpartnerin vor Ort, hat heute morgen durch ihren Mann ausrichten lassen, sie sei krank. Nun muss Schwester Ancilla den Tag mit mir alleine bestreiten. Ich fahre mit ihr zur Klinik in Ntaba Maria.

Bei der Klinik angekommen erläutert sie mir, dass montags keine Patienten behandelt werden, da dann die Waisenkinder mit ihren Großmüttern, Pflegemüttern und die fünf Fürsorgerinnen kommen. Meistens werden hier Dinge besprochen wie fehlende Dokumente, Geldprobleme und anderes.
Heute ist ein besonderer Tag, weil der hohe Besuch aus Deutschland kommt. Wieder haben alle eine seriöse ältere Dame erwartet... Dabei habe ich mich extra für den Bischof ins Kleidchen geschmissen!
Schwester Ancilla erklärt meine Anwesenheit, die Kinder singen, es gibt Essen und Getränke und viele warme Worte an die Großmütter und Pflegemütter.

Schwester Ancilla zeigt mir die kleine Klinik, in der es keinen Arzt gibt. Als gelernte Krankenschwester mit besonderer Lizenz ist sie die Einzige, die Medikamente ausgeben darf - jedoch keine ARV’s. Es findet sowohl „testing“ als auch „counselling“ statt. Die Schwestern haben die Klinik „out of charity“ gestartet. Für das Funktionieren der Klinik muss Schwester Ancilla anwesend sein, sonst läuft gar nichts. Ich versuche mit ihr und ihren Mitschwestern diese Probleme zu besprechen und mache deutlich, dass das Anbieten einer Hilfeleistung zu einer gewissen Kontinuität verpflichtet, auf die sich die Menschen verlassen können und die sie in ihrer Eigenverantwortung unterstützt.

Angegliedert an die Klinik ist ein „Aids Orphans Programme“. Das beinhaltet die Unterstützung der Kinder in den Pflegefamilien oder in ihren „Kinderhaushalten“ durch ehrenamtliche Fürsorgerinnen, Nahrungsmittelpakete , medizinische Versorgung und den Kauf von Schuluniformen. Außerdem gibt es ein Ernährungsprogramm für besonders arme Familien, die in der Regel von HIV/Aids betroffen sind.

Ich empfehle Schwester Ancilla sich mit Schwester Mary Tuck in Verbindung zu setzten um Erfahrungen auszutauschen und von der Arbeit in Sizanani lernen zu können. Am Nachmittag treffe ich den Bischof und bespreche mit ihm Einzelheiten unserer finanziellen Unterstützung.

Heute Abend habe ich es dann endlich geschafft, mein Paket los zu werden. Die wunderschönen Geschenke und auch die Materialien sind einfach zu schwer für den Rückflug geworden. Schwester Ancilla war schwer beeindruckt, wie aufwändig das Verschicken eines Päckchens sein kann.

Sonntag, 17. Juni 2007

Abschied von Lesotho

Um 4.30 Uhr klingelt der Wecker. Draußen ist es eisig kalt. Die Sterne tanzen auf den Bergen und im Schein der Lampe glitzert der Raureif.

Die Abfahrt ist für 5.30 Uhr geplant. Aber das ist alles nicht so einfach. Erst sucht der Fahrer sein Handy, dann jemand anders Pass und Handtasche. Um 6 Uhr ist es endlich soweit. Wir verlassen Mohale’s Hoek und fahren über Mekaling (hier laden wir noch zwei Mitreisende ein) zum Grenzübergang Telle Bridge. Auf der Lesotho-Seite lässt nur das kümmerliche Zollhäuschen erahnen, dass es sich hier um einen Grenzübergang handelt. Die anwesenden Zöllner drängen sich um einen Ofen und unsere Pässe werden ohne großes Aufsehen gestempelt.

Dann fahren wir über die Brücke nach Südafrika. Hier wird alles mit Flutlicht ausgeleuchtet. Dafür ist der zuständige Zollbeamte glücklich darüber, dass er sein in der Schule erlerntes Deutsch an die Frau bringen kann. Das passiert nicht oft an diesem Übergang.

Meinetwegen fahren wir einen Schlenker über den Barkly Pass. Die ganze Region stand in grauer Vorzeit unter Wasser und im Laufe der Zeit hat das Wasser die bizarrsten Formen in die Felsen geschliffen. Die Schwestern sind begeistert, hier sind sie noch nie gewesen. Ihnen gefällt es wohl nicht nur mich zu begleiten, sondern auch einen so spannenden Ausflug zu machen. Und ich bin nicht allein mit meinem touristischen Staunen. Das Gebiet ist überwiegend Weide- und Farmland. Dazwischen immer wieder ein B&B mit angeschlossenem Game Reserve. Wir sehen Springböcke, Strauße und Zebras. Als wir nach Elliot kommen, empfängt uns wieder die vertraute Township Bebauung. Allerdings haben die Xsosas einen Hang zu Farben. Die Hütten sind bunt bemalt und einige haben sogar noch die traditionelle runde Form. Hier machen wir auch Stopp um andere Holy Cross Schwestern zu besuchen und einen Kaffee zu trinken.

Bischofssuche in Queenstown
Gegen Mittag kommen wir in Queenstown an. Meine sonst recht sicher wirkenden Begleiter machen plötzlich einen sehr unsicheren Eindruck. Da sie meinen Fähigkeiten wohl nicht trauen, fragen sie selber nach dem Weg zum Bischofshaus. Leider fragen sie mit unfehlbarer Sicherheit immer die Falschen. Zuerst wird ein Tankwart, dann ein Obdachloser und schlußendlich ein Minibusfahrer bemüht. Erst als wir in einer Gegend angekommen sind, in der vermutlich kein Bischof jemals residieren würde, darf ich fragen gehen. Zum Glück wohnt gegenüber der Kirche ein älterer belgischer Pater. Der gibt so klare Anweisungen, dass wir schließlich die Residenz und den Bischof finden. Meinen Mitreisenden verschlägt es die Sprache zu sehen, wie aufwändig ihr eigener Bischof lebt.

Zum Glück kommt gerade Schwester Ancilla (Sisters of Mother of the Divine Love) aus der Kirche und bietet Kaffee und Kekse an. Ich kann mich nur schwer von meiner ständig sesothosprechende Begleitung trennen. „Auf Wiedersehen, bis bald!“ In der festen Überzeugung, wenn man als Deutsche einen fußballbegeisterten Sohn hat, käme man 2010 sowieso nach Südafrika, verabschieden sich die Schwestern überschwänglich und fahren zurück nach Lesotho.

Ich bleibe in dem riesigen Haus mit Schwester Ancilla und der Hausperle Sisi zurück. Schwester Ancilla erweist sich als nicht sehr gesprächig und Sisi verkrümelt sich in die Küche. Bischof Lehnnof wohnt auch nicht hier sondern bei den Schwestern in Ntaba Maria. Das liegt 25 km von Queenstown entfernt auf dem Land und ist zum Teil nur über Piste zu erreichen. Er leidet an Parkinson, bevorzugt aber dort draußen zu wohnen und kommt nur tagsüber in die Stadt. Obwohl mich das laute Geschnatter im Auto in den letzten Tagen manchmal drohte zu ertauben, so sehr sehne ich mich jetzt schon danach zurück.

Gegen Abend komme ich mit den beiden doch ein wenig ins Gespräch. Mir wird erklärt, dass ich nicht in dem großen kalten Haus schlafen muss, sondern mit ihnen in dem im Garten liegenden Gästehaus. Das Zimmer ist auch dort eiskalt, dafür bekomme ich eine überdimensionale Heizdecke!

Samstag, 16. Juni 2007

Hin und her über die Grenze

Ja, heute wollte ich eigentlich Berichte schreiben und die Gegend erkunden. Dann sind wir aber nach Aliwal North gefahren, wieder über die Grenze – erst hin, dann zurück – und haben Schwester Cecilia Vogt besucht. Eine ihrer Mitschwestern hatte angeboten, sich meines Übergepäcks zu erbarmen. Daraus ist dann doch nichts geworden, Gewicht verschätzt, war viel zu schwer. Aliwal bietet dasselbe Bild, wie die meisten Städte in Südafrika. Die ärmlichen Townships liegen direkt vor den Toren der Stadt und es deutet wenig auf Besserung hin.

Die Schwestern pendeln sehr oft zwischen Mohale’s Hoek und Aliwal, da hier ihr Bankkonto ist, man alles einkaufen kann und viele Dinge eben viel schneller gehen als in Lesotho. Auf südafrikanischer Seite liegen ausgedehnte Farmen, die häufig B&B anbieten. Game Lodges mit Springböcken, Straussen und Zebras bestimmen das Bild.

Mit Schwester Cecilia bespreche ich die Überlegungen zum Thema Einrichtung und Ausstattung der Pre-Schools und die Möglichkeiten der Unterstützung.

Auf dem Rückweg müssen wir eine andere Route wählen, da unser eigentlicher Grenzübergang schon um 16 Uhr schliesst. So komme ich in den Genuss, den Berg mit dem Loch zu sehen.
Und wieder ein Grenzübergang, an dem die Südafrikaner fragen, was eine Weisse denn um Himmels in Lesotho will. Vielleicht das Dach Afrikas sehen?

Freitag, 15. Juni 2007

Eine Kuh für die Schule

Die Lerato Pre-School in Mohale’s Hoek hat drei Klassen. In der Ersten sind neun Kinder im Alter von anderthalb bis drei Jahre. Zur zweiten Klasse gehören 22 Kinder im Alter von drei bis vier. Und die dritte Klasse hat 15 Kinder, die alle 5 Jahre alt sind. Die Kinder kommen morgens um 8 Uhr und werden um 12.30 Uhr wieder abgeholt. Dazwischen wird gelernt, gespielt und zweimal gegessen. Für manche Kinder sind das die einzigen Mahlzeiten am Tag.

Eltern, Großeltern oder Verwandte sollen einen monatlichen Schulbeitrag von 75 Rand (rund 9 Euro) leisten. Hinzu kommt die Schuluniform für 80 Rand. Viele können diese Beträge aber nur teilweise oder gar nicht aufbringen. Das Defizit wird aus den Patenschaften des Kindermissionswerks gedeckt. Zur Zeit unterrichten Schwester Antonia und Schwester Laurentina zusammen mit einer dritten Frau die Kinder. Diese zusätzliche Kraft erhält im Monat nur 400 Rand. Vom Staat angestellte Lehrer würden rund 750 Rand verdienen. Der Staat wiederum unterhält aber keine Pre-Schools um Kosten zu sparen. Jedoch haben nur die Kinder gute Chancen in der Schule, die zuvor in der Pre-School gewesen sind. Lesotho hat bislang kaum in die Bildung investiert. Für die meisten Berufsausbildungen müssen die Menschen nach Südafrika gehen. Die liebevolle Zuwendung, die Schulbildung und nicht zuletzt die zwei Mahlzeiten sind besonders für das Leben der Aidswaisen von entscheidender Bedeutung.

Schwester Antonia gibt im Jahr lediglich rund 15.000 Rand (ca. 2000 Euro) für Nahrungsmittel aus. Das ist nur möglich, weil die Schule einen großen eigenen Garten hat. Zum Frühstück gibt es außerdem angereichertes Porridge, das von der Regierung ausgegeben wird. Nun hat die Schule 200 Euro für zwei Ziegen bekommen. Ziegen sind aber eher teuer im Unterhalt und müssen öfters geimpft werden. Schwester Antonia möchte deshalb lieber eine Milchkuh haben. Die kostet zwar etwas mehr, ist aber dafür genau das, was die Schule braucht, weil sie viel mehr Milch gibt. Wir vereinbaren, dass sie bei der Anschaffung einer Kuh von uns unterstützt wird.

Sattelfest mit Hut
Wir fahren nach Holy Cross (Mekaling) zur Bernarda Pre-School, ungefähr eine Autostunde von Mohale's Hoek entfernt. Hier gehen 150 Kinder in einen Kindergarten mit nur zwei Gruppen.

Am Ortseingang werden wir von singenden Frauen und Reitern abgeholt. Für mich gibt es eine Lesotho-Decke und einen wenig kleidsamen Hut. Dann ziehen wir in einer langen Prozession durch den Ort und den Berg hinauf bis zur Schule.

Oben angekommen wird noch mehr gesungen und herzlichst begrüßt. Die Kinder tanzen und singen. Dann tanzen die Frauen. Ein Vater hält eine Ansprache. Es scheint der zu sein, der am besten Englisch spricht. In Lesotho sprechen die meisten Menschen besser Sesotho als Englisch. Dann habe ich endlich die Chance mich zu bedanken. Zum Schluss tanzen wieder die Frauen, diesmal im Schulgebäude hinter verschlossenen Türen. Die Männer müssen draußen bleiben, da es sich um einen ziemlich erotisch anmutenden Tanz handelt. Den krönenden Abschluss für das offizielle Programm bietet der innige Wunsch aller, mich auf einem Pferd zu sehen. Hier erinnert man sich noch gerne an die Aktion „Pferde bauen Brücken“ im Rahmen der WorldHorseParade in Aachen. Damals war die Aufregung riesig als das große weiße Pferd aus Kunststoff anreiste. Zum Glück bin ich einigermassen sattelfest.
Manchmal ist es geradezu beschämend wie herzlich und mit wieviel Aufwand man empfangen wird. Aber es ist auch schön zu sehen, wie sehr sich die Menschen freuen, dass man gekommen ist und dass sie einem danken können.

Kochen mit Gas oder Holz?
Um halb drei gibt’s endlich Mittagessen. Meine Mitreisenden sind schon fast verhungert. Anschließend besichtigen wir die Schule, die von 7.30 bis 14 Uhr geöffnet ist. Die Schulgebühr beträgt 80 Rand pro Monat, die entsprechende Uniform kostet nochmal 80 Rand. Schwester Constantia und die andere Erzieherin tun ihr Bestes, aber langfristig muss eine dritte Gruppe geschaffen und eine dritte Kraft eingestellt werden. Baulich ist das bereits geschehen, der Raum ist da, aber auch hier stellt sich das Gehaltsproblem. 600 Rand monatlich sind aufzubringen.

Ein großes Problem ist das Kochen für die vielen Kinder. Schwester Constantia klagt über die hohen Gaskosten und den damit verbundenen Transport der Flaschen. Eine Flasche kostet 250 Rand und hält zwei Wochen. Sie würde lieber mit Feuerholz arbeiten, müsste aber dafür draußen eine Kochhütte errichten. Ich erkläre ihr, warum Holz die denkbar schlechteste Methode ist. Der Zusammenhang zwischen Abholzung und Bodenerosion war ihr vorher nicht klar. Das Bewusstsein für Umweltschutz ist in Lesotho nicht sonderlich weit entwickelt. Wir werden versuchen, die Kosten für das Gas über die Kinderpatenschaften aufzubringen und dafür weitere Spender zu gewinnen. Klettergerät, Schaukeln und einige Einrichtungsgegenstände werden auch benötigt.

Morgen werde ich erstmal meine Berichte schreiben, ein bisschen durch die Gegend streifen und vor allem mein Gepäckproblem lösen. Das wird nämlich langsam zu groß und zu schwer. Am Sonntag geht's dann weiter nach Queenstown, dem südlichsten Punkt der Reise.

Donnerstag, 14. Juni 2007

Unterwegs nach Lesotho

Heute Morgen mussten wir früh aufbrechen, da Schwester Electa die zwei Aidspatientinnen von gestern und ihre Fürsorgerin bei den “flats” absetzen muss. Die “flats” ist eigentlich das Versorgungsamt. Hier kann man die verschiedenen „grants“ beantragen, die zur Versorgung im Krankenhaus notwendig sind.
Außerdem haben wir einen deutschen Pater im Gepäck, der Father Alois in Krishani vertritt und gerne mal Botshabelo sehen möchte.

Auf dem Weg nach Botshabelo ruft die Fürsorgerin wieder an. Es fehlen doch noch Unterlagen aus dem Krankenhaus und sie müssen noch mal zurück. Das spielt sich offensichtlich immer wieder so ab und jedes Mal fehlt etwas anderes.
Da eine der Patientinnen im Rollstuhl sitzt und die andere nur ganz langsam laufen kann und wir nun bereits zu weit weg sind, muss die Fürsorgerin alleine zum Krankenhaus zurück.

Botshabelo – der Township im Nirgendwo
Botshabelo liegt ca. 50 km von Bloemfontein entfernt auf dem Weg nach Lesotho. Hier ist von einigen Jahren mitten im Nirgendwo ein Township entstanden. Viele der arbeitenden Bewohner fahren jeden Tag nach Bloemfontein zur Arbeit. Inzwischen haben sich auch einige Fabriken direkt in Botshabelo niedergelassen. Die wirtschaftlichen Verhältnisse der Bewohner von Botshabelo erkennt man an ihren Behausungen. Von notdürftig zusammen gezimmerten Blechhütten bis zu ansehnlichen Einfamilienhäusern gibt es alles.

Wir fahren in die M-Section. Hier leben und arbeiten die Holy Cross Sisters. Auf Anraten von Schwester Hedwig aus Altötting soll ich mir sowohl die Klinik als auch das Zentrum für die Behinderten Kinder und das Ernährungsprogramm ansehen.

Die Garage der Klinik für die Mitschwester
Die Klinik wird von einer irischen Mitschwester geleitet. Die Schwestern haben zu diesem Zweck ihre Garage geopfert und noch ein bisschen angebaut. Auf dem Grundstück neben der Klinik steht eine Hütte aus Blech und Lehm. Das Grundstück daneben konnten die Schwestern erwerben und haben darauf zwei umgebaute Kühlcontainer stehen. Der eine ist die Beratungs- und Behandlungsstation und die Medikamentenausgabe für die Aidspatienten und der andere wird für Fortbildungen genutzt.
Heute ist es sowohl in der Klinik als auch hier besonders voll, da die staatlichen Krankenhäuser immer noch streiken und die Lage für die Kranken immer kritischer wird.

Behinderte Kinder – vernachlässigt und vor den Nachbarn versteckt
Danach besuchen wir das Zentrum für die behinderten Kinder. Ähnlich wie in Sizanani haben die Schwestern diese Kinder bei ihren Hausbesuchen getroffen - vernachlässigt und möglichst vor den Nachbarn versteckt. Das Zentrum ist momentan in den leerstehenden Räumen einer Grundschule untergebracht. Allerdings ist hier alles recht eng und nicht behindertengerecht. Ausserdem fordert die Schule immer mehr Miete. Im Zentrum werden die Kinder tagsüber betreut und lernen so viel, dass sie dann auf eine entsprechende Schule für Behinderte gehen können. Die Kinder werden bisher von einer geschulten Schwester und Freiwilligen betreut. Sie bekommen ein kleines Entgelt, mit dem sie so gerade ihre eigenen Transportkosten decken können. Ich erzähle von dem vorbildlichen Zentrum in Sizanani, das ein Modell für die Schwestern hier sein kann. Sie planen, in Botshabelo ein eigenes Zentrum für behinderte Kinder zu gründen. Die „Knights of Da Gama“ (Angehörige eines Clubs, der ein grosses Casino betreibt) haben sich bereiterklärt eine bestimmte Summe beizusteuern. Diese „Ritter“ kommen bisher auch für einen Teil der laufenden Kosten auf.

Schnee auf den Bergen von Lesotho
Die Schwestern aus Botshabelo bringen mich am Nachmittag weiter nach Lesotho. Von weitem kann man schon den Schnee auf den Bergen sehen. Ansonsten gleicht das hier den weiten Flächen in Arizona. An der Grenze warten schon Schwester Alice und noch eine Reihe anderer Schwestern. Offenbar haben die Schwestern großes Vergnügen an längeren Autoreisen, denn geplant ist, dass wir in dieser oder ähnlicher Besetzung in den nächsten Tagen noch viel unterwegs sind.
Die Zollformalitäten sind erst nach ungefähr einer Stunde erledigt (Ausreise aus Südafrika und Einreise nach Lesotho). Vor allem der Streik der südafrikanischen Zöllner ist für die Verzögerung verantwortlich.

Wir fahren durch Maseru die Hauptstadt von Lesotho, werfen einen flüchtigen Blick auf den Königspalast und dann geht es schon weiter. Mit dem Verlassen Südafrikas verändert sich auch das Straßenbild. Viele Menschen sind zu Fuß unterwegs, Rinder werden über die Strassen getrieben und an den Straßenrändern gibt es Orangen und ein wenig Gemüse zu kaufen.

Das kleine Königreich ist mehr oder minder von Südafrika abhängig. Ein Großteil der Arbeit suchenden Bevölkerung zieht nach Südafrika in der Hoffnung, dort fündig zu werden. Endstation sind für die meisten die großen Townships. Arbeit finden sie allenfalls als Tagelöhner. Zurück bleiben Frauen, Kinder und alte Menschen. Was die zwischen Südafrika und Lesotho pendelnden Männer nach Hause mitgebracht haben war Aids. Die Auswirkungen sind verheerend: die Zahl der Kinderhaushalte wächst stetig und Lesotho hat dem kaum etwas entgegen zu setzen. Bisher betreibt nur der Staat ein ARV-Programm. In den wenigen Kliniken des Landes fehlt es häufig an Medikamenten. Viele Menschen leben in den Bergen, weitab der Strassen und Zentren und haben kaum Zugang zu medizinischer Versorgung.

Tanzende Zwerge in Mafeteng
Unser erster Stop ist Mafeteng. Hier haben die Holy Cross Sisters eine Pre-school gestartet, müssen sich allerdings mit sehr engen Räumlichkeiten begnügen. Ein Neubau ist geplant, muss aber noch finanziert werden.
Die Kinder und ihre Eltern warten schon seit Stunden auf unsere Ankunft. Es wird gesungen und getanzt, während meine einzige Sorge die Gesungheit der leicht bekleideten Zwerge vor mir ist.

Empfang in Mohale’s Hoek
Von Mafeteng geht es weiter in den Convent nach Mohale’s Hoek, wo auch die Lerato Pre-School angegliedert ist. Während wir auf der guten Teerstraße durch die Berge fahren, geht die Sonne langsam unter. Immer mehr Hirten bringen ihre Herden nach Hause in kleine Steinkrale. Diese schützen sie nicht vor wilden Tieren, die es hier nur noch in den abgelegeneren Bergregionen gibt, sondern vor Dieben. Dies sei vor einigen Jahren noch nicht so gewesen, sagen die Schwestern. Leider können sich immer weniger Menschen von der Landwirtschaft ernähren und verarmen deshalb vollständig. Die Böden in Lesotho haben extrem unter der massiven Abholzung gelitten. Häufig ist nur kahler Fels geblieben und eine dünne, wenig nahrhafte Erdschicht. Sobald es regnet wird auch diese weggewaschen. Andererseits werden auch hier Klimaveränderungen spürbar. Man kann sich nicht mehr auf den jährlich wiederkehrenden Regen verlassen. So ist durch den extrem trockenen Sommer in Lesotho und Südafrika, ein Großteil der Ernte ausgeblieben.

Die Eltern und Kinder der Lerato Pre-School haben mir einen überwältigenden Empfang bereitet. Es wird gesungen und getanzt und obwohl es inzwischen dunkel ist, will niemand wirklich nach Hause gehen. Besondere Freude macht den Frauen, dass der „Mosotho Mè“ (traditionelles Kleid in Lesotho), den sie mir anziehen, tatsächlich wie angegossen passt. Darüber kommt noch eine Lesotho-Decke und ich bin in ihren Augen eine gemachte Frau.

Im Convent werde ich herzlich aufgenommen und alle danken Schwester Maria Elisabeth (Altötting) dafür, dass sie mich geschickt hat. Man hat mir einen dramatisch riechenden Ölofen ins Zimmer gestellt, aber Hauptsache warm, denn es ist lausig kalt hier.

Dienstag, 12. Juni 2007

Ein anderes Afrika

Immer noch ist es nachts eisig kalt, letzte Woche hatten wir einen Kältesturz auf minus 14°C. Es gab 20 Tote. Sonst ist es eher um die 0°C und tagsüber scheint die Sonne und es wird einigermaßen warm. Genieße gerade die wunderschöne Aussicht auf Pretoria. Mit meinen Berichten hänge ich etwas hinterher, weil der Rechner ganz schön zickt. Heute abend werde ich in Bloemfontein den Reisebericht wieder auf den neuesten Stand bringen.

So langsam habe ich auch das Gefühl in Afrika anzukommen. Gestern waren wir in einem der Townships, die aufgrund der großen Farmen entstanden sind. Auf einer windigen Hochebene, Blechhuetten, Kinder und alte Leute. Viele Kinder sind todkrank. Man könnte meinen hier hat sich seit 1994 (dem Ende der Apartheid) nichts geändert. Doch die Leute sagen, vieles hat sich verändert.
Vielleicht kommt mein Eindruck auch daher, dass vieles hier so neu für mich ist. Mein Bild von Afrika muss ich in diesen Tagen noch einmal komplett korrigieren. Dafür freue ich mich umso mehr darauf, nach Lesotho zu kommen. Das ist dann wohl wieder das Afrika, das ich kenne.

Sonntag, 10. Juni 2007

Morgens eine Messe

Pater Kuppelwieser liest die Morgenmesse. Die kleine katholische Kirche in Bronkhorstspruit ist nur mäßig besucht. Es sind weiße ältere Kirchgänger und junge Schwarze, allerdings hat diese Messe bis auf das obligatorische „Masithi“ nichts mit den sonst so lebendigen afrikanischen Messen zu tun.

Anschließend fahren wir in den botanischen Garten von Pretoria zum Picknick. Wir treffen Frances, die Spezialistin im Bereich Mikrofinanzierung ist. Ein Großteil der Mikrofinanzierung läuft hier über die ABSA (große Südafrikanische Bank). Anders als in Indien läuft die Mikrofinanzierung hier recht schleppend. Hauptursache ist wohl, dass die Frauen, die häufig Träger guter Mikrofinanzierungsprojekte sind, in Südafrika noch mehr leisten müssen als anderswo (HIV/AIDS als erschwerender Faktor.

Picknicken ist eines der großen Hobbys der weißen Südafrikaner. Nach wie vor finden die meisten Dinge hier getrennt statt, zwar seit 1994 nicht mehr gesetzlich geregelt, aber viele scheinen sich so eingerichtet zu haben.

Durch George und seine Frau Julia erhalte ich auch einen Einblick in das Leben der weißen Südafrikaner, die man wohl zur unteren Mittelschicht zählen würde.

Heute Abend sind wir bei den Sisters of St. John (aus Sambia) zum Abendessen eingeladen. Sie sind wohl sehr froh über jeden Besuch in dem sonst doch recht zugeknöpften Bronkhorstspruit.

Samstag, 9. Juni 2007

Sizanani im Umbruch

Schwester Imelda begleitet mich von Jo’burg nach Tshwane (Pretoria). Im Convent der Sisters of Mercy treffen wir George Fraser und seine Frau July. Sie nehmen mich mit nach Sizanani. George ist zuständig für das Fundraising und die Spenderbetreuung.

George schildert ausführlich die strukturellen Veränderungen, die sich in den vergangenen zwei Jahren in dem von Pater Kuppelwieser vor vielen Jahren mit viel Engagement und großer finanzieller Unterstützung , insbesondere auch durch Spender des Kindermissionswerks, aufgebauten Kinderheim ergeben haben.

Alle Beteiligten - nicht zuletzt der Staat - sind sich einig, dass Sizanani auch in Zukunft vielen Kindern ein Zuhause bieten wird.

Abends besuchen wir das Kinderheim der Schwestern, das auf einer windigen Hochebene liegt.

Freitag, 8. Juni 2007

Eiskalt, Streik und Polizei

Es ist eiskalt hier, gefühlte ein Grad, die Lehrer streiken, Polizei, Hubschrauber. Nach Soweto kommt man nur noch über Eldorado. Die Polizei hat alles abgeriegelt und die Schulen mussten geschlossen werden. Lehrer, die nicht streiken wurden angegriffen, auf Schüler wurde geschossen. Und das alles nur, weil die Lehrer mehr Gehalt fordern und die Regierung nicht zahlen will. Jeder der sich über den Streik hinwegsetzen will, weil ihm die Kinder in den Schulen am Herzen liegen, setzt sich dem Zorn der Streikenden aus.

Dasselbe spielt sich von den Krankenhäusern ab, Menschen werden angegriffen oder im günstigeren Fall weggeschickt. Die streikenden Krankenschwestern haben offensichtlich jeden Sinn für Verantwortung verloren und sind ob ihrer eigenen Lage auch verzweifelt. Es sind bereits die ersten Menschen gestorben, weil sie nicht im Krankenhaus aufgenommen wurden. In der Behindertenschulen in Mthata muss das Wohnheim mit 300 Kindern derzeit mit nur vier Verantwortlichen aufrecht erhalten werden.

Alle hoffen auf eine baldige Einigung, denn die Gewerkschaften haben bereits angekündigt, dass sich die Situation ansonsten in der nächsten Woche verschärfen wird. Morgen fahre ich weiter nach Sizanani, hoffentlich haben sie dort bereits eine Übergangslösung gefunden.

McAuley House School und Soweto

Die McAuley House School (Projekt K0151 001) liegt – aufgrund einer Schenkung - direkt neben der deutschen Schule in Auckland Park, einem der „weißen“ Stadtteile von Johannesburg. Die Mehrheit der Kinder kommt allerdings aus Soweto und fährt jeden Tag mit „Taxis“ (Minibusse die einen Großteil des öffentlichen Nahverkehrs ausmachen) zur Schule. In Soweto selbst gibt zum einen zu wenig Schulen und die meisten dieser Schulen liegen weit unter dem erstrebenswerten Standard. Ein Kind, das in Soweto zur Schule geht, hat nicht die gleichen Chancen, wie ein Kind, das woanders zur Schule geht.

Sobald die Eltern oder andere Verantwortliche die Möglichkeit sehen, die Kinder außerhalb des Townships unterzubringen, tun sie dies. Oft ist das allerdings nur mit finanzieller Unterstützung, beispielsweise durch Stipendien oder Patenschaften möglich.

Im Rahmen des Patenschaftsprogramms werden eine Reihe von Kindern unterstützt. Es gibt einen Kindergarten, eine Grundschule und eine Sekundarschule (allerdings nur für Mädchen). Die Schule macht einen guten Eindruck, obwohl auch hier die Spannung wegen des Streiks spürbar ist. Die Direktorin der Grundschule entscheidet, dass der Schulbetrieb solange wie möglich aufrechterhalten wird, da die Kinder gerade Prüfungen schreiben. Jedoch sollen die Kinder ohne Schuluniformen kommen, da sie dann für die Randalierer nicht mehr erkennbar sind.

Da die meisten der Kinder aus Soweto kommen, übernimmt Schwester Francis es, mit mir zu ihrer Schule in Soweto zu fahren. Auch hier hat das Kindermissionswerk in der Vergangenheit geholfen. Die Schwester unterhalten hier eine Primar- und eine Sekundarschule. Allerdings mussten sie diese bereits letzten Freitag schließen, da Steiner über den Zaun flogen und die Polizei bereits erklärt hat, sie könne nicht alle Schulen schützen.

Donnerstag, 7. Juni 2007

Kindergarten in Alexandra

St. Martin’s Pre-School
Der 3-gruppige Kindergarten ( Gruppe 1: 2 bis 4jährige, Gruppe 2-jährige, Gruppe 3 6-jährige/ Pre-School until grade A) wird von einer Kindergärtnerin geleitet. Mit unseren Mitteln wurden u.a. diverse Spielgeräte, Regenrinnen und ein neues Toiletten- und Waschhaus (bzw. notwendige Dachreparaturen) angeschafft.

Mit etwas Eigeninitiative der Kindergärtnerinnen könnte ein angrenzendes Gartenstück ertragbringend genutzt werden. Schwester Lauda, die Gartenexpertin bestätigt, dass das kleine Stück Land gut zu bewirtschaften sei. Wir regen an, dies gemeinsam mit den Kindern zu machen, die dies aufgrund ihrer Wohnsituation zu Hause nie tun könnten. Die Kindergärtnerinnen sind erstaunt und beeindruckt, dass sogar Kinder in Deutschland in ihren Schulen und Kindergärten kleine Gartenprojekte durchführen. Hier könnte ein solches Projekt helfen, die Kosten für Lebensmittel zu senken.

Der Kindergarten ist von 7 - 17 Uhr geöffnet. So haben die Eltern, häufig die alleinerziehenden Mütter, die Möglichkeit ihre weit entfernten Arbeitsplätze zu erreichen. Viele der Kinder wurden körperlich und seelisch missbraucht. Einige von ihnen sind HIV-positiv.

Ein neues Großprojekt ist die Betreuung und Versorgung Aids-infizierter Menschen. Von 10 Menschen in Alexandra sind 7 mit Aids infiziert. Angrenzend an das Pfarreigelände liegt ein ehemaliger großzügig gestalteter Kindergarten. Die Pfarrei konnte das Gelände aufgrund mangelnder Mittel zwar nicht kaufen, aber von der St. Vincent and St. Paul Society, die es inzwischen aufgekauft hat, mieten. Die Räumlichkeiten werden nun umgestaltet in ein Hospiz mit – wenn möglich - einer kleinen Klinik, die die Versorgung der Patienten mit ARVs übernehmen soll. Die ARVs bezahlt der Staat.
Zur Zeit treffen sich hier die 25 care givers, die die Aidspatienten im Township sowohl pflegerisch und medizinisch als auch psychologisch betreuen.

Nach dem Besuch in Alexandra sollen die Schwestern mich eigentlich im McAuley Convent in Rosebank absetzen. Aber da sie so selten die Möglichkeit haben auszugehen, laden sie mich zu einem verspäteten Lunch in eines der Shopping Centre ein. Gäbe es hier keine schwarzen Parkwächter könnte man meinen, man wäre in den USA. Die Schwestern genießen es und unser Fahrer fühlt sich sichtlich unwohl.

Später darf ich in Begleitung einer Schwester endlich meinen ersten Spaziergang machen. Schwester Imelda scheint unerschütterlich und macht in dem vermeintlich sicheren Rosebank auch Abendspaziergänge. Sorgen macht sie sich vor allem um den schon länger andauernden Streik der staatlich angestellten Lehrer und Krankenschwestern. Die staatlichen Schulen haben bereits wg. Lehrermangel geschlossen. Hinzu kommt die wachsende Gewaltbereitschaft der Streikenden. In immer mehr Schulen wird randaliert und die Lehrer und Schüler der privaten bzw. kirchlichen Schulen werden angegriffen. Sie hat für die McAuley House School die Sicherheit am Gate verstärken lassen. Morgen werden wir die Schule besuchen.

Father Kairns erzählt

Nach einer eisigen Nacht (Häuser ohne Heizung, aber mit ausreichend Belüftung) und einem warmen Frühstück mit anschließender Messe (sogar für unsere Verhältnisse sehr knapp gehalten), fahre ich mit Schwester Bertha und Schwester Lauda nach Alexandra, um das Projekt von Father Kairns zu besuchen.
Das Kindermissionswerk fördert hier eine Projektpartnerschaft (P 01H). Früher hat sich Schwester Bertha selbst um dieses Projekt gekümmert, jetzt ist sie zu alt und lebt im Bethany Convent in Brakpan, ungefähr eine Autostunde von Alexandra entfernt. Allerdings behindert der Bau der Gauteng-Bahn (von Jo’burg über den internationalen Flughafen nach Pretoria) den ohnehin schleppenden Verkehr so sehr, dass wir lange Zeit im Stau stehen. Die Schwestern, die selber lange Zeit nicht mehr nach Jo’burg gekommen sind, sind schockiert über die Verkehrszustände. Verglichen mit anderen afrikanischen Städten sind sie jedoch paradiesisch geordnet.

Alexandra erweist sich mit seinen Straßenhändlern, hupenden Minibussen und zusammengezimmerten Hütten, als das Afrika, das ich aus den anderen Ländern kenne. Hier wird einmal mehr deutlich, wie groß die Kluft in Südafrika zwischen reich und arm, zwischen weiß und schwarz ist.

Father Kairns (OMI) erweist sich als eloquenter Erzähler, der mit ein wenig Wehmut über die Zeit vor 1994 spricht.
Alexandra war das erste schwarze Township in Südafrika und ist nach wie vor das ärmste. Im Moment scheint sich die Situation hier täglich zu verschlechtern. Laut Father Kairns waren die Menschen vor dem Ende der Apartheid zwar arm aber die Situation war ruhig. Nun ist es so, dass nur die ärmsten im Township beleiben. Die Menschen seien nicht nur materiell arm sondern auch sozial und seelisch veramt. Sie haben ihre positiven Traditionen vergessen (Respekt vor den Alten, dem Leben ihrer Nachbarn, dem Eigentum und der Privatsphäre anderer)
Zwar gab Mandela nach Beendigung der Apartheid 1,3 Billionen Rand zur Stadtteilerneuerung, aber dieses Geld erreichte Alexandra nie, sondern versickerte unterwegs. Heute leben rund 360.000 Menschen auf diesem kleinen Gebiet. Nur rund 100.000 von ihnen sind ursprüngliche Bewohner des Townships, alle anderen sind von weit her zugezogen, entweder von den weit entfernten Homelands oder gar aus dem Ausland. Besonders die Mehrheit der Ausländer lebt hier illegal, ohne Aufenthaltsgenehmigung. Das bedeutet sie haben keinerlei Anrecht auf Unterstützung und ihre Kinder werden von kirchlichen Einrichtungen aufgefangen oder verbringen ihre Tage auf der Straße.

Father Kairns kam 1984 in die Pfarrei. Damals gab es hier bedingt durch das Apartheids-regime zunächst kein funktionierendes Gemeindeleben. Alexandra war vor 1969 der einzige Ort, an dem schwarze Südafrikaner Eigentum (Land, Haus) besitzen durften. Dann wurden alle enteignet auch die katholische Kirche. Viele wurden nach Soweto zwangsumgesiedelt. Die Menschen waren eingeschüchtert, jeder war um sein tägliches Überleben bemüht.

1984 gingen gerade noch 200 Menschen in die Pfarrkirche. Die Kirche musste damals ihre eigene Kirche mitsamt Pfarrhaus vom Staat mieten. Besonders die katholische Pfarrei in Alexandra spielte eine bedeutende Rolle während des Befreiungskampfes. Hier trafen sich hochrangige Führer der Opposition und Pfarrhaus und Kirche wurde zum Asyl vor allem auch für demonstrierende Kinder. Father Kairns berichtet von einer Nacht, in der 38 angeschossene Kinder und Jugendliche zu ihm gebracht wurde und er sie mit den vorhandenen Mitteln behandeln musste. Am nächsten mischten sie sich unter die sonntäglichen Kirchenbesucher und konnten so ungehindert unter den Augen der vor der Kirche wartenden Polizei entkommen.

1989 erhielt die Kirche ihr Eigentum, bis auf die Schule, zurück. Die Schule wird bis zum heutigen Tag vom Staat betrieben und ist wie die meisten staatlichen Schulen in einem sehr schlechten Zustand. Zwar kämpft Father Kairns immer noch darum, die Schule zurück zu bekommen, vor allem da sie mitten auf dem Gelände der Pfarrei liegt, muss aber inzwischen selber einsehen, dass die Renovierung beinah unbezahlbar wäre.

Inzwischen zählt die Pfarrei 1.500 praktizierende Katholiken, an manchen Sonntagen kommen jedoch bis zu 5000 Menschen in die kleine Kirche. Die Bevölkerung von Alexandra wächst täglich und es finden bis zu 30 Taufen im Monat statt. Kirchliche Eheschließungen sind eher Seltenheit, die meisten Paare heiraten - wenn überhaupt – nach der Loballa, die traditionelle Art der Eheschließung.

Als Father Kairns die Pfarrei übernahm, waren die dringendsten Bedürfnisse die Sorge um die alten verlassenen Menschen und die Schule, die aber bis heute nicht zurückgegeben wurde. Viele dieser alten haben bis heute keine Geburtsurkunde, aufgrund derer es ihnen möglich wäre Gelder zu beantragen. Nur die Wohlhabenden haben die Möglichkeit in einem staatlichen oder privaten Heim unterzukommen.

Inzwischen gibt es auf dem Gelände eine Kinderkrippe und einen Kindergarten, ein Altenheim und das Sacred Heart Home für missbrauchte Mädchen. (phasing out because of less need).

Das Altenheim wird von einer katholischen Schwester und einer gelernten Krankenschwester geführt und macht einen sehr guten Eindruck.

Mittwoch, 6. Juni 2007

Das Sithand’izingane Care Project

Projektbeschreibung
Schwerpunkt des Projekts ist die Betreuung von OVC (Orphans and vulnerable children) sowie deren Mütter oder anderer Betreuerinnen. Wir besuchen alle Teile dieses gut und wirkungsvoll verzahnten Projekts. Die weitere Unterstützung und eine Förderung des Ausbaus des Projekts ist in jedem Fall empfehlenswert.

Die Erweiterungsbauten sind weitestgehend abgeschlossen. Nun gilt es die einzelnen Räume zu möblieren und sobald als möglich das Wasserproblem zu lösen. Zwei Bohrungen waren bisher ohne Erfolg. So muss das Wasser derzeit gekauft werden, was bei einem großen Gemüse- und Obstgarten eine finanzielle Katastrophe ist.

Heute werden die Spuren des gestrigen Einbruchs beseitigt. Zum Glück sind nur eine Nähmaschine und einige Hühner gestohlen worden. Allerdings wurden recht viele Fenster eingeschlagen.

Mit Sr. Lauda Hoppmann fahre ich einige Besuche im Township machen. Hier leben die Menschen überwiegend in selbstgezimmerten Baracken, in die es kräftig reinregnet, von der Kälte ganz zu schweigen. Das Elend und die Ausweglosigkeit der Menschen (ein Großteil ist HIV positiv) hier ist erdrückend. Nur durch die gezielte Förderung der Kinder und Mütter bzw. Großmütter kann sich hier etwas ändern. Zur Zeit baut der Staat kleine Zweizimmerhäuser, die vermietet werden. Allerdings muss man um so ein Haus lange kämpfen und viele können sich selbst dies nicht leisten. Viele Menschen erhalten für die Kinder, die sie betreuen keine Unterstützung vom Staat, weil sie keine Geburtsurkunden für die Kinder haben. Deshalb fängt die Arbeit der Sozialarbeiterinnen genau hier an.

Projekt K0151002 / P 51B

Arrival in South Africa - Regen und Hagel

Ich bin heil hier angekommen. Nach 11 Stunden Flug ist selbst der regenverhangene Himmel über Jo’burg eine willkommene Abwechslung. Es ist lausig kalt und der Regen geht zeitweise in Hagel über. Johannesburgs Flughafen kann sich schon mit WM-Standards messen, naja es wird noch ein bisschen gebaut. Gestern von Zuhause und den Kindern wegzufahren war nicht leicht. Heute hatte ich in einer Wellblechhütte ein kleines Mädchen auf dem Arm, ein bisschen jünger als Jonas und schon Waisenkind.

Die Einreise nach Südafrika gestaltet sich ähnlich langwierig, wie der Sicherheits-Check in Frankfurt, was heute aber wohl auch an einer italienischen Reisegruppe liegt, die das englischsprachige Einreiseformular nicht ausfüllen konnten. Sr. Mary Tuck holt mich ab. Über die Schnellstraße sind wir bald in Tsakane.

Zunächst besuchen wir das von den Dominikanerinnen betriebene Ekuphileni Counselling Centre. Hier werden Menschen allen Alters bei Problemen in verschiedenen Lebenssituationen beraten: Ehe und Beziehungen, Vergewaltigung und Sexueller Missbrauch, HIV/AIDS-Beratung vor und nach dem Test, Trauerarbeit, Versuchter Selbstmord, Kindesmissbrauch und Traumabewältigung, Alkohol- und Drogenmissbrauch.

Mit Sr. Mary Tuck fahre ich dann ins Sithand’izingane Care Project, in dem Aidswaisen und HIV-infizierte Kinder versorgt und ernährt werden. Für die Mütter oder andere Frauen, die ein solches Kind betreuen, gibt es Näh- und Englischkurse - ein großes Gartenprojekt ist auch dabei. Ein tolles Projekt!
Zur ausführlichen Beschreibung des Projektes bitte hier klicken.

Anschließend fahren wir im Rahmen des Ernährungsprogramms zu einer Grundschule in Langaville. Wegen des Lehrerstreiks sind die meisten Schulen geschlossen, aber die Kinder sind trotzdem da, weil sie das Essen brauchen. Die Kinder stehen schon lange in Kälte und Regen bevor wir kommen. Es gibt eine großzügige warme Mahlzeit, die sie in ihren Plastikbehältern mit nach Hause nehmen, um sie dort zu teilen. Die Kinder, leben mit oder ohne Familie in Shaks (= einfache Hütten), der Regen strömt rein, es hagelt und im Moment ist es eiskalt hier. Über das Ernährungsprogramm haben die Sozialarbeiterinnen Zugang zu den Kindern und können sie entsprechend betreuen.

Am späten Nachmittag treffe ich die großen Kinder, die nach der Schule ins Zentrum kommen, um hier zu essen, Hausaufgaben zu machen, Musik zu machen und ein wenig Kind sein zu dürfen. Trotz des kalten, nassen Wetters wird gesungen und die Kinder sagen: "Tell your Star-Singers in Germany that they've changed our lifes, tell them to keep up what they're doing and tell them that we love them!" "Sag' den Sternsingern in Deutschland, dass sie unser Leben verändert haben, sag' ihnen, sie sollen weitermachen und sag' ihnen, dass wir sie lieben!"

Meinen Beinen hat der lange Flug nicht wirklich gut getan. Trotz der Kälte hier im Bethany Convent in Brakpan, einem zauberhaften Altenheim "for retired sisters" (die Jüngste ist 75), werde ich jetzt mit Kühlpacks ins Bett gehen in der seeligen Hoffnung, dass sowohl die Schwellungen als auch die Farben besser werden. Morgen geht's weiter nach Alexandra, einem der großen Townships bei Johannesburg.


Mit dem Finger auf der Landkarte...
Hier sind die Stationen meiner Reise auf der Satellitenbild-Karte bei Google-Maps zu finden!

Dienstag, 5. Juni 2007

Dramatischer Start

Vor den Abflug in Frankfurt hat die deutsche Infrastruktur mir die Anreise per Bahn ab Aachen Hbf mit umsteigen in Köln gesetzt. Hier wäre die Reise dann auch schon fast beendet gewesen, da die neun Minuten Umsteigezeit dazu verleiten, Treppen runterzustürzen.

Einige Stufen weiter unten zum Glück ein Arzt, auch auf Reisen, der mit einem schnellen Griff meinen Daumen wieder in die richtige Position bringt. Die Beine schwellen in Sekunden und nach einem letzten Spurt in den ICE kommen auch die mitgenommenen Kinderpflaster zum Einsatz. Am Flughafen in Frankfurt kaufe ich endlich den entsprechenden flugzeugerlaubten Heparinroller (50ml).

Jacob, mein Ansprechpartner aus Bloemfontein wartet schon in der Abflughalle.
Wir werden zusammen nach Südafrika fliegen. Auf dem Flug erzählt er schon einmal alles in seinen Augen wissenswerte über das Projekt. Hier muss noch einmal geklärt werden, ob es sinnvoll ist, dass die Kinder im Streuengelchenverfahren unterstützt werden. Vorschlag: wir unterstützen nur den Kindergarten oder das Kinderheim. Aber das muss vor Ort auch mit Schwester Blandine, der Verantwortlichen für das Kinderheim besprochen werden. Wir verabreden, dass er mich am 12. Juni am Flughafen in Bloemfontein abholt.

Ein Kuss zum Abschied

Etwas schwer fällt er schon, der Abschied am Aachener Hauptbahnhof. Schließlich ist es das erste Mal, dass Jonas seine Mama so lange nicht sehen wird. Jetzt müssen halt Papa und Milch aus der Flasche genügen. Während bei den Großen ein paar Tränen fließen, zeigt Jonas sich aber unbeeindruckt. Auf Papas Arm winkt er begeistert dem abfahrenden Zug hinterher, der seine Mutter zum Flughafen nach Frankfurt bringt. Bis bald, Mama! Gute Reise!

Montag, 4. Juni 2007

Warme Sachen einpacken

Warme Kleider nicht vergessen - schließlich geht es nach Südafrika. Sommerkleidchen werden beiseite gelegt und statt dessen die dicken Wollpollis eingepackt. Und wo sind noch die gestrickten Socken hingekommen, die immer so schön warm halten?

Zu Beginn des mitteleuropäischen Sommers sind die Temperaturen rund um Kapstadt und Johannesburg alles andere als sommerlich. Auf der Südhalbkugel unseres Planeten ist jetzt Winter - Schnee und Eis nicht ausgeschlossen. In den nächsten vier Wochen wird Stefanie Frels verschiedene Kinderprojekte in Südafrika und Lesotho besuchen.

Stefanie, die selbst mehrere Jahre in Afrika gelebt und gearbeitet hat, ist heute Projektreferentin im Kindermissionswerk “Die Sternsinger”. Hier wird sie in den kommenden Wochen über ihre Erlebnisse im südlichen Afrika berichten.