Sonntag, 17. Juni 2007

Abschied von Lesotho

Um 4.30 Uhr klingelt der Wecker. Draußen ist es eisig kalt. Die Sterne tanzen auf den Bergen und im Schein der Lampe glitzert der Raureif.

Die Abfahrt ist für 5.30 Uhr geplant. Aber das ist alles nicht so einfach. Erst sucht der Fahrer sein Handy, dann jemand anders Pass und Handtasche. Um 6 Uhr ist es endlich soweit. Wir verlassen Mohale’s Hoek und fahren über Mekaling (hier laden wir noch zwei Mitreisende ein) zum Grenzübergang Telle Bridge. Auf der Lesotho-Seite lässt nur das kümmerliche Zollhäuschen erahnen, dass es sich hier um einen Grenzübergang handelt. Die anwesenden Zöllner drängen sich um einen Ofen und unsere Pässe werden ohne großes Aufsehen gestempelt.

Dann fahren wir über die Brücke nach Südafrika. Hier wird alles mit Flutlicht ausgeleuchtet. Dafür ist der zuständige Zollbeamte glücklich darüber, dass er sein in der Schule erlerntes Deutsch an die Frau bringen kann. Das passiert nicht oft an diesem Übergang.

Meinetwegen fahren wir einen Schlenker über den Barkly Pass. Die ganze Region stand in grauer Vorzeit unter Wasser und im Laufe der Zeit hat das Wasser die bizarrsten Formen in die Felsen geschliffen. Die Schwestern sind begeistert, hier sind sie noch nie gewesen. Ihnen gefällt es wohl nicht nur mich zu begleiten, sondern auch einen so spannenden Ausflug zu machen. Und ich bin nicht allein mit meinem touristischen Staunen. Das Gebiet ist überwiegend Weide- und Farmland. Dazwischen immer wieder ein B&B mit angeschlossenem Game Reserve. Wir sehen Springböcke, Strauße und Zebras. Als wir nach Elliot kommen, empfängt uns wieder die vertraute Township Bebauung. Allerdings haben die Xsosas einen Hang zu Farben. Die Hütten sind bunt bemalt und einige haben sogar noch die traditionelle runde Form. Hier machen wir auch Stopp um andere Holy Cross Schwestern zu besuchen und einen Kaffee zu trinken.

Bischofssuche in Queenstown
Gegen Mittag kommen wir in Queenstown an. Meine sonst recht sicher wirkenden Begleiter machen plötzlich einen sehr unsicheren Eindruck. Da sie meinen Fähigkeiten wohl nicht trauen, fragen sie selber nach dem Weg zum Bischofshaus. Leider fragen sie mit unfehlbarer Sicherheit immer die Falschen. Zuerst wird ein Tankwart, dann ein Obdachloser und schlußendlich ein Minibusfahrer bemüht. Erst als wir in einer Gegend angekommen sind, in der vermutlich kein Bischof jemals residieren würde, darf ich fragen gehen. Zum Glück wohnt gegenüber der Kirche ein älterer belgischer Pater. Der gibt so klare Anweisungen, dass wir schließlich die Residenz und den Bischof finden. Meinen Mitreisenden verschlägt es die Sprache zu sehen, wie aufwändig ihr eigener Bischof lebt.

Zum Glück kommt gerade Schwester Ancilla (Sisters of Mother of the Divine Love) aus der Kirche und bietet Kaffee und Kekse an. Ich kann mich nur schwer von meiner ständig sesothosprechende Begleitung trennen. „Auf Wiedersehen, bis bald!“ In der festen Überzeugung, wenn man als Deutsche einen fußballbegeisterten Sohn hat, käme man 2010 sowieso nach Südafrika, verabschieden sich die Schwestern überschwänglich und fahren zurück nach Lesotho.

Ich bleibe in dem riesigen Haus mit Schwester Ancilla und der Hausperle Sisi zurück. Schwester Ancilla erweist sich als nicht sehr gesprächig und Sisi verkrümelt sich in die Küche. Bischof Lehnnof wohnt auch nicht hier sondern bei den Schwestern in Ntaba Maria. Das liegt 25 km von Queenstown entfernt auf dem Land und ist zum Teil nur über Piste zu erreichen. Er leidet an Parkinson, bevorzugt aber dort draußen zu wohnen und kommt nur tagsüber in die Stadt. Obwohl mich das laute Geschnatter im Auto in den letzten Tagen manchmal drohte zu ertauben, so sehr sehne ich mich jetzt schon danach zurück.

Gegen Abend komme ich mit den beiden doch ein wenig ins Gespräch. Mir wird erklärt, dass ich nicht in dem großen kalten Haus schlafen muss, sondern mit ihnen in dem im Garten liegenden Gästehaus. Das Zimmer ist auch dort eiskalt, dafür bekomme ich eine überdimensionale Heizdecke!